Das Metalfest 2014 ist gerade zu Ende gegangen und nun gilt es, das Erlebte zu reflektieren. Jetzt ist es natürlich leicht, Dinge herauszupicken und auseinanderzupflücken. Zum Glück muss ich ja nur bewerten und nicht das Ganze auch noch organisieren. Was so locker-flockig-lässig rüberkommt ist meistens eine nervenaufreibende Sache für den Veranstalter und die Teamleiter. Deshalb muss man den ein oder anderen Fauxpas verzeihen und sollte die Kirche im Dorf lassen. Aber zurück auf Anfang.
Hey großartig, das endlos erscheinende Jahr seit dem Metalfest 2013 ist und vorüber und auch die erlebten Geschichten fangen langsam zu verblassen an - Zeit für neue Abenteuer!
Der ein oder andere Leser erinnert sich noch mit Schaudern an meinen damaligen Bericht, sei es vor Mitgefühl oder Langeweile ob des zu breitgetretenen Autoschlüsselverlustes. Auch in diesem Jahr wurde auf dem Festival einiges verloren und nicht wiedergefunden aber dazu später mehr.
Überpünktlich sind wir diesmal auf dem Loreley-Felsen gelandet! Sogar das Hotel, in diesem Jahr auf der "richtigen" Rheinseite, war ratz-fatz gefunden und das Zimmer bezogen.
Leider habe ich in der Hektik meinen meinen Ausdruck der Akkreditierung vergessen, was aber überhaupt nicht problematisch schien, denn ich hatte die Email auf dem Smartphone gespeichert. Also, das ganze vorgezeigt und - Armbändchen erhalten. Armbändchen? Nix zum umhängen? Der Kerl hinter der Scheibe zuckt nur mit den Schultern. Naja, ist ja auch Wurst. Leider nicht ganz, dann schon am Eingang wird mir die Kamera verwehrt, da der Pass fehlte. Ich halte das gelbe Bändchen mit der Aufschrift "Photo" nach vorne in Augenhöhe und werde mit einem misstrauischen Blick durchgelassen. Na das fängt ja gut an und sollte während des gesamten Festival so bleiben. Jedes Mal musste ich von neuem erklären, das dies der Fotopass ist. Ich hab ja nix zu verbergen. (Andreas)
Und zur Einleitung muß ich gleich meinem Kollegen Andreas widersprechen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Probleme mit dem Fotopaß, vielleicht hatte sich das aber auch am zweiten Tag, als ich dann auch endlich mal eintrudelte, schon alles geklärt gehabt.
In den letzten Jahren habe ich das Metalfest an der Loreley, trotz einiger Startschwierigkeiten, sehr lieb gewonnen. Es ist angenehm schnell zu erreichen und die Örtlichkeit ist einfach traumhaft schön. Dazu das Amphitheater, in dem man auch mal in Ruhe im Sitzen eine Band ansehen kann. Leider bekomme ich dieses Jahr keinen Urlaub, und kann deshalb erst ab Freitagnachmittag vor Ort sein, aber das ist immer noch viel besser als nichts. Im letzten Jahr konnten viele Fehler der Organisation aus dem ersten Jahr ausgemerzt werden und dadurch, daß es nur noch eine einzige Bühne gab, gewann das Festival deutlich an Gemütlichkeit, familiärer Atmosphäre und Stimmung. Dieses Jahr gibt es jedoch wieder 2 Bühnen, wobei auf der zweiten Bühne ausschließlich eher unbekannte Bands spielen, die eigentlich kaum wen interessieren. Außerdem sollen auf dieser Bühne auch Spiele der Fußballweltmeisterschaft übertragen werden. Mal sehen, was das wird. (Anne)
Winterstorm
Zodiac
Fueled By Fire
Steelwing
Obscura Religio
Battle Beast
M.O.D.
Death
Saltatio Mortis
Philip Anselmo
Sabaton
Metalfest Loreley 2014 (Fotos: Andreas)
Gloryful
Wizard
Scorpion Child
Bloodbound
Gorguts
GRAVE DIGGER
GRAVE DIGGER sind die erste Band, die ich dann von Anfang an sehe. Wie immer wird der Auftritt vom Reaper eingeleitet, der zu Dudelsackklängen und mächtig viel Nebel auf die Bühne schreitet. Danach darf er sich dann aber mit seinem Keyboard hinter die Verstärker zurückziehen. Was ich einfach total lächerlich finde. Warum darf der Keyboarder nicht wie bei anderen Bands auch richtig mit auf die Bühne? Immerhin darf er mittlerweile (Schuld sind wohl Touren mit Bands wie POWERWOLF und ALESTORM, die ihre Tastenmenschen nicht derart diskriminieren) auf die Bühne und muß nicht mehr hinter selbiger dudeln. Meine Theorie ist ja, daß der Keyboarder entweder noch viel häßlicher als der Rest der Band ist, oder der einzige, der wirklich gut aussieht. Anders kann ich mir das nicht erklären. Vielleicht versteh‘ ich aber auch einfach das Konzept nicht. Wie auch immer, zurück zum Auftritt. GRAVE DIGGER packen mehr oder weniger eine typische Festivalsetlist aus und machen damit alles richtig. Nach den extrem langweiligen GORGUTS , während deren Auftritt die Ränge im Amphitheater alles andere als gefüllt waren, ist es jetzt wieder proppenvoll und die versammelte Menge singt begeistert mit. GRAVE DIGGER-Songs kennt eben einfach jeder. Allerdings ist das auch die große Misere der Band. Ihre Songs aus den 90ern kennt jeder, mag jeder, singt jeder mit, aber alles was danach kam, interessiert bestenfalls noch die Fans, so daß die Band gezwungen ist, immer und immer wieder die gleichen ollen Kamellen runterzududeln. „Rebellion (The Clans Are Marching)“ und „Heavy Metal Breakdown“ kann man eigentlich kaum noch hören. Spaß gemacht hat es trotzdem, zumindest den allermeisten Anwesenden und das ist die Hauptsache. Bei „Rebellion“ wurde der Refrain vom Publikum schon gesungen, als gerade mal die ersten Töne angespielt wurden. Leider ist der Sound jedoch insbesondere bei diesem Song ziemlich basslastig und wummernd. GRAVE DIGGER haben einen soliden Gig ohne besondere Ausfälle, aber auch ohne besondere Höhepunkte hingelegt. Typischer, netter Festivalauftritt. (Anne)
Setlist GRAVE DIGGER:
The Brave
Scotland United
Death Angel & The Grave Digger
Hammer Of The Scots
The Dark Of The Sun
Ballad Of A Hangman
Wedding Day
Excalibur
The Round Table (Forever)
Highland Farewell
Rebellion (The Clans Are Marching)
Heavy Metal Breakdown

ELUVEITIE
Die Schweizer haben alles andere als einen guten Start. Zuerst gehen die Instrumente von Sänger Chrigel auf der Anreise flöten, so daß die Kollegen von IN EXTREMO aushelfen müssen. Dann geht der Strom auf der Bühne flöten und die Umbaupause sieht sich auf endlose 45 Minuten. Und da die Band schon neben der Bühne zu sehen ist, gibt es auch ein entsprechendes Pfeifkonzert. Mit 30 Minuten Verspätung dürfen auch ELUVEITIE endlich flöten gehen und legen mit „Helvetios“, dem Titelsong der aktuellen Scheibe ganz stark los. Der Sound leider nicht. Der ist echt mies und Sänger Chrigel ist kaum, zeitweise auch gar nicht zu hören. Der Sound bleibt insgesamt schlecht, ziemlich basslastig und wummernd. Schade, die schönen Songs von ELUVEITIE leiden doch sehr darunter. Mit „Nil“ und „Gray Sublime Archon“ haben es zwei Songs in die Setlist geschafft, die nicht (mehr) so häufig gespielt werden, was auch mal ganz nett ist. Am meisten geht das Publikum aber erwartungsgemäß bei „Inis Mona“ ab – es ist aber auch ein genial umgesetzter Song. Für mich ist dies auch der erste Auftritt mit Neuviolinistin Nicole Ansperger, die auf der Bühne noch ein wenig steif und deplaziert wirkt, musikalisch jedoch überzeugen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, daß der Rest auch noch wird. Ein wenig schüchtern, aber auch irgendwie süß (und das ist sicher nicht das, was sie beabsichtigt hat) wirkt Anna Murphy, als sie den Song ansagt, bei dem sie den Hauptteil des Gesangs übernimmt: „A Rose For Epona“. Der Song ist beliebt, der Jubel groß, wird aber noch größer, als Anna den Song dem als Batman verkleideten Fan widmet, er daraufhin selbstverständlich ein heldenhaftes Crowdsurfing über die Stufen vollführt. Ihren Job macht Anna ausgesprochen gut und ich würde gerne mehr ELUVEITIE-Songs mit ihr am Mikro hören. Aber bitte nicht mit diesem brummigen Sound. Ist ja gruselig. (Anne)
Setlist ELUVEITIE:
Prologue
Helvetios
Nil
Thousandfold
Luxtos
Inis Mona
Gray Sublime Archon
Neverland
A Rose For Epona
King

Monster Magnet
POWERWOLF
Die Saarländer haben im letzten Jahr einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Vor zwei Jahren spielten sie an gleicher Stelle noch vor ELUVEITIE, heute sind sie Co-Headliner. Und das völlig verdient. Schon den ganzen Tag sieht man Fans mit mächtig viel Schminke im Gesicht und die Band wird vom sehr gut gefüllten Amphitheater begeistert empfangen. Je bekannter die Wölfe werden, desto weniger sparen sie an Pyrotechnik und entsprechend ordentlich wird auch heute einiges an Flammen aufgefahren. Da wird es einem im wahrsten Sinne des Wortes warm ums Herz. Die Setlist enthält so einige Songs, die man hier schon vor 2 Jahren hören konnte, aber natürlich gibt es auch die neuen Songs vom aktuellen Album „Preachers Of The Night“. Den Anfang macht „Coleus Sanctus“, die Ode an den Hodensack. Was will man mehr? „Metalfest, seid irrrrr wild?“ fragt Sänger Attila Dorn und zu “Sacred & Wild” geht das Publikum gerne ab, allerdings nicht so sehr wie sonst, die Stufen des Amphitheaters, so praktisch sie zum sehen sind, eignen sich zum wild rumspringen eher weniger gut. Was natürlich nicht alle daran hindert, es zumindest zu versuchen. Beim zum „Coleus Sanctus“ passenden Song „Resurrection By Erection“ überrascht Attila dann alle mit einer Variation seiner sonst üblichen Ansage (fiese Sache, das!): „Wer von euch hatte heute morrrgen im Zelt eine Tasse Kaffee? Ha! Wenn irrrr denkt, Attila Dorrrn sagt immerrr das gleiche, dann habt irrr euch geschnitten!“ Aber ob geschnitten oder nicht, das Publikum hebt gerne die Faust zu „Raise Your Fist, Evangelist“. Auch der einzige deutschsprachige Song der Band, „Kreuzfeuer“, wird ordentlich zelebriert, leider gibt es jedoch kein brennendes Kreuz wie letztes Jahr auf dem Summer Breeze. Auch das „Hu-Ha!“-Mitsingspielchen vor „Werewolves Of Armenia“ wird nicht ausgereizt wie sonst, sondern man haut einfach einen Kracher nach dem anderen heraus, auf daß der Nacken ordentlich beansprucht werde. Viel zu früh geht der Auftritt der Band zu Ende und nicht nur das Publikum ist begeistert, sondern auch die Band; Sänger Attila hat angeblich sogar „Gänsehaut auf Latte“. POWERWOLF liebt man oder man mag sie gar nicht – ich liebe sie. Anerkennen sollte man aber zumindest ihr Händchen für Ohrwürmer und ihre großartigen Liveshows, die eigentlich immer ein Fest sind. Seien es jetzt Attila Dorn genial-gruselige Ansagen, die Grimassen von Drummer Roel van Helden, der intensive Einsatz des ersten und einzigen „Frontkeyboarder“ der Welt oder die beiden sich schon mal im Vorbeilaufen beim Spielen abklatschenden Gebrüder Greywolf. Diese Band weiß was sie tut, warum sie es tut und sie macht es verdammt gut (das reimt sich!). (Anne)
Setlist POWERWOLF:
Sanctified With Dynamite
Coleus Sanctus
Amen & Attack
In The Name Of God (Deus Vult)
Sacred & Wild
Resurrection By Erection
Raise Your Fist, Evangelist
Kreuzfeuer
Werewolves Of Armenia
We Drink Your Blood
Dead Boys Don’t Cry
Lupus Dei

IN EXTREMO
Schon bei POWERWOLF kamen die Pyros ja reichlich zum Einsatz und wer IN EXTREMO an gleicher Stelle vor 2 Jahren gesehen hat, dem dürfte auch klar sein, daß da noch mehr kommt. Mit viel Feuer und Funkenregen und „Rasend Herz“ läuten die Deutschen ihren Auftritt fulminant ein. Zugegeben, man muß Flöten, Lauten und Gedudel halt schon mögen, auf Platte ist die Band auch nicht unbedingt mein Fall, aber live ist sie immer wieder ein Erlebnis. Da wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und das trotz reichlich unmittelalterlichem Backdrop. Sänger Michael Rhein hat heute auch einen Clown gefrühstückt oder wurde von POWERWOLF und STEEL PANTHER gemeinsam vernascht – man weiß es nicht. Es wäre aber eine Erklärung für Ansagen und spontane Refrainänderungen à la „Komm schließ die Augen, laßt uns fliegen ihr Muschis!“ Außerdem macht der Mann den großen Fehler, den Pommerlunder-Song, der in der Umbaupause von etwa dem halben Theaterrund gesungen wurde, anzusprechen – was natürlich prompt zu erneuten Pommerlundergesängen führt. Und ich dachte immer, das Ding wäre in den 90ern irgendwann untergegangen… Außerdem werden die Fans auf russisch umgepolt, statt „Viva La Vida“ soll man doch bitteschön „Viva La Vodka“ singen, weil die das in Russland auch so machen. Bitte, wenn’s schön macht. Dafür ist sein Schwedisch in „Herr Mannelig“ immer noch so schlecht wie eh und je. Als Ausgleich gibt es die Ankündigung, daß die Band nächstes Jahr ihr 20jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumskonzert feiern wird – und zwar auf der Loreley, was für reichlich Jubel unter den Anhängern sorgt. Besonders zimperlich wird mit den Fans heute jedoch nicht umgegangen…nach dem Auftritt sollen bitte alle in die Zelte zum ficken (ich sach doch, da haben STEEL PANTHER die Finger im Spiel) gehen. Und als die Zuschauer dann mit „Noch ein Bier!“-Rufen beginnen, da bricht es aus ihm hervor: „Ihr Schwachköppe! Das heißt „Noch ein Wodka!““ Recht hat er, das Bier haben schließlich SABATON gebucht. Wie auch immer, IN EXTREMO machen heute Abend einfach Spaß (öfter als einmal alle zwei Jahre kann ich mir die Band aber auch nicht geben), rösten die erste Reihe mit ihrer Feuershow und können wieder einmal überzeugen. (Anne)
Setlist IN EXTREMO:
Rasend Herz
-
Vollmond
Feuertaufe
Herr Mannelig
Viva La Vida
-
-
Belladonna
Himmel und Hölle
Merseburger Zaubersprüche II
Sängerkrieg

Metalfest Loreley 2014 (Fotos: Andreas, Anne)
BLEEDING RED
Den Auftakt am letzten Tag machen die Schwaben BLEEDING RED, die schon beim Soundcheck für den ersten Lacher sorgen, als aus dem Publikum der Ruf „Ich soll einen schönen Gruß von Anke sagen!“ ertönt, worauf Sänger Timo Joos mit dem obligatorischen „Danke!“ antwortet. Auch die STEEL PANTHER-Fans sind schon unterwegs, so daß BLEEDING RED sich über viele Zuschauer mit gruseligen Bandanas und noch gruseligeren Leggins freuen dürfen. Ich denke, den wenigsten Anwesenden ist die Band, die gerade mal ein Album auf dem Markt hat, bekannt, trotzdem kommen sie ganz gut an. Es sind schon relativ viele Leute unterwegs, die sich die Band mal ansehen, viel Action gibt es aber nicht, da werden BLEEDING RED wohl in den meisten Fällen als metallischer Weckruf mißbraucht. Musikalisch ist die Band wirklich nicht schlecht, sie legen einen recht kurzweiligen Auftritt hin, doch leider will der Funke nicht so recht überspringen. Da hätte man vielleicht auch mehr versuchen müssen, das Publikum zu animieren. Als erste Band des Tages auf jeden Fall aber gut zum Wachwerden und erstem Rübeschütteln. (Anne)
Setlist BLEEDING RED:
-
Frequencies
Thoughtcrime
Nameless

BLUES PILLS
Nun erwartet uns eine der ungewöhnlichsten Bands des Festivals. BLUES PILLS wollen auf den ersten Blick nicht so wirklich ins Billing passen, tatsächlich stehen aber ganz schön viele Leute vor der Bühne. Darunter auch ein junger Mann, der die ganze Zeit ein „Marry me, Elin!“-Schild in der Hand hält. Besonders erfolgreich scheint er damit jedoch nicht gewesen zu sein. Schon bevor die Multikultitruppe die Bühne betritt, hört man einige Fans „Devil Man“ singen, wie auch noch diverse Male während des Auftritts und auch danach und selbst noch bei anderen Bands. Irgendwie scheint dieser Song einen besonderen Eindruck gemacht zu haben, obwohl ich sagen muß, daß ich die meisten der anderen heute gespielten Songs besser fand. Sängerin Elin steht eindeutig im Mittelpunkt der Truppe, ihr sieht man auch am meisten den Spaß an, den sie bei dem Auftritt hat, während die männlichen Bandmitglieder eher ein wenig steif herumstehen. Im Publikum wird fröhlich mitgewippt, jeder einzelne Song, vor allem natürlich das schon angesprochene „Devil Man“ bejubelt und die Band, die entfernt an Truppen wie GRAVEYARD erinnert, wird abgefeiert. Für mich ist es das erste mal BLUES PILLS, ich wollte die Band schon länger mal sehen, aber es hat nie hingehauen. Jetzt ist es endlich soweit und ich muß sagen: Joa. Gefällt mir. Überzeugt mich aber nicht zu 100%, aber vielleicht kommt das ja noch. Sehr sympathisch ist auf jeden Fall, daß Elin Larsson sofort nach dem Auftritt auch noch zu ihren Fans läuft, Autogramme schreibt und Fotos mit den Fans macht (wo war da eigentlich der Heiratswillige?). (Anne)

BRAINSTORM
Schon zum zweiten Mal sind BRAINSTORM aus dem Schwabenländle an die Loreley gekommen. Daß die Band schon zu so früher Stunde auf die Bühne muß, nimmt sie mit Humor und Andy B. Franck begründet das damit, daß man ja schließlich auch noch Fußball gucken wolle (für alle, die diesen Artikel erst in 5 Jahren lesen: Heute Abend spielt Deutschland gegen Ghana bei der WM). Das klingt logisch, mußte die Band vor 2 Jahren bei der EM dem Publikum noch den Spielstand durchgeben. Stolperfüßler Andy fällt derweil über die Monitorboxen. Überhaupt irritiert der Mann mit seinem Aussehen. Irgendwas zwischen Skaterboy und Midlife Crisis, dazu gefärbte Haare, das ist – strange. Zumal der Herr sowas wirklich nicht nötig hat. Andy B. Franck, der das Publikum spielend im Griff hat, sucht immer wieder die Nähe zu selbigem, schüttelt Hände an der Absperrung und kann die Zuschauer immer wieder leicht zum mitmachen animieren. Und wenn er dann mal nichts zu tun hat, weil gerade ein Gitarrensolo gezockt wird, dann räumt er mal eben die Bühne auf, wo der Wind, der Wind, das himmlische Kind, gerne mal die Aufbauten umweht. Auch sonst hat der Sänger allerhand Spaß auf der Bühne, sei es jetzt mit der aus dem Publikum geborgten aufblasbaren Gitarre oder dem Mikroständer als Penisersatz. Und so ganz nebenbei singt er auch noch und das gar nicht schlecht. BRAINSTORM gehören zu den Bands, die ich in kleinen Clubs besser finde als auf den großen Bühnen, aber viel falsch machen können die Schwaben eigentlich nicht, dafür haben sie zu viele wirklich gute Songs in petto. Jedes Festival braucht einfach eine richtig schön kernige Powermetalband. BRAINSTORM waren wie immer gut, allein es fehlte etwas der Zuschauerzuspruch. Doch wer vor Ort war, der sollte auch ordentlich Spaß gehabt haben. (Anne)
Setlist BRAINSTORM:
-
Firesoul
Falling Spiral Down
Words Are Coming Through
Shiva’s Tears
Erased By The Dark
Fire Walk With Me
All Those Words

Sabiendas
TANKARD
Bei TANKARD geht von Anfang an der Punk ab. Gerre rennt wie von der Tarantel gestochen über die Bühne, reißt sich vor lauter Begeisterung gerne mal das T-Shirt hoch und präsentiert seinen Schwabbelbauchlappen. Er erzählt, daß er ’84 zum letzten Mal auf der Loreley war (METALLICA und so) und hier alles ganz super findet. Etwas verwirrend sind die „Ausziehen!“-Rufe, die Gerre entgegenschallen. Zum Glück weigert er sich, mit dem Hinweis, daß sie schon seit den 70ern keine Pornostars mehr seien. Wie auch immer, auch als ehemaliger Pornostar hat man ja noch viele Fans und zu „R.I.B. (Rest In Beer)“ von der neuen, gleichnamigen Platte läßt man sich von der Security ein paar Frauen bringen. Darunter auch die Trulla, die schon POWERWOLF die Titten entgegen gestreckt hat; sie darf jetzt dank intensiven Wackelns mit selbigen auf die Bühne und mit Gerre das Tanzbein schwingen. Der ist ganz ergriffen „Daß ich das noch erleben darf!“. Zu „A Girl Called Cerveza“ muß Gerre aber doch mal nachfragen: „Frage an die Technik: Sind die Pyros kaputt oder sind die später für die großen? Oh…naja, leider sind die Pyros kaputt, dabei wollten wir heute eine Special Show spielen, da gestern ja unsere neue Platte erschienen ist.“ Naja, es geht auch ohne, die Zuschauer sind begeistert, bejubeln jeden einzelnen Song und singen mit, so laut und falsch es nur geht. Die Frankfurter sind eine Band, die vor allem Spaß machen soll, und das tut sie und der Gerstensaft fließt in Strömen. Prost! (Anne)
Setlist TANKARD:
Zombie Attack
The Morning After
Stay Thirsty!
Need Money For Beer
Rules For Fools
Rectifier
R.I.B. (Rest In Beer)
Chemical Invasion
A Girl Called Cerveza
Song ohne Namen?
(Empty) Tankard

Grand Magus
Kataklysm
ENSIFERUM
Die Finnen von ENSIFERUM haben bisher am meisten unter dem schlechten Sound zu leiden. Der Sound ist brummig, baßlastig und so übel, daß man teilweise Schwierigkeiten hat, die einzelnen Songs zu erkennen. Weiter oben soll er jedoch besser gewesen sein. Vielleicht sollte der zuständige Soundmensch einfach ab und zu mal in die erste Reihe kommen. Desweiteren schocken ENSIFERUM mit ihrem neuen Schild, das das Keyboard ziert. Gut, das alte war schon lange mehr oder weniger baufällig und hundertfach geflickt – aber müssen es unbedingt gruselige LEDs sein? Ich glaube nicht, daß die damals sowas hatten… Egal, zurück zur Musik. Die Setlist, die die Finnen heute auffahren, ist auch etwas seltsam. Normalerweise präsentiert man auf so einem Festival ja mehr oder weniger eine Best Of. ENSIFERUM spielen allerdings zum Teil eher weniger bekannte Songs wie „Twilight Tavern“ und präsentieren einen neuen Song namens „The Night Is Silent“ (oder so ähnlich). „Pohjola“ wird heute, am Mittsommerabend (arme Finnen müssen die ganzen Feiern zu Hause verpassen) dem Heimatland Finnland gewidmet, der Jubel bei Ankündigung des Songs hält sich jedoch sehr, sehr in Grenzen. Warum man allerdings ein IRON MAIDEN-Cover spielen muß, wenn man selber mehr als genug richtig geniale Songs in der Hinterhand hat, das ist mir wirklich ein Rätsel. Alles in allem haben ENSIFERUM aber wieder einen schönen Auftritt hingelegt, der vor allem am schlechten Sound krankte. Das hat so manchem die Stimmung vermiest. Da hat es auch nichts geholfen, daß Bassist Sami Hinkka wieder die aberwitzigsten Grimassen zieht und post, als wenn es kein Morgen gäbe. Auch ist mir Petri Lindroos immer noch etwas zu steif, da könnte mehr kommen. Den Fans gefällt es trotzdem und die Truppe kann sich sogar über einige Crowdsurfer freuen, was längst nicht jede Band von sich behaupten kann. (Anne)
Setlist ENSIFERUM:
In My Sword I Trust
One More Magic Potion
From Afar
The Night Is Silent
LAI LAI HEI
Pohjola
Twilight Tavern
Wrathchild (IRON MAIDEN Cover)
Burning Leaves
Iron

STEEL PANTHER
Die Amerikaner STELL PANTHER polarisieren. Die einen finden sie einfach nur großartig, die anderen einfach nur kacke. Ich muß gestehen: Ich finde sie großartig und mit jedem Mal, mit dem ich sie live sehe, noch großartiger. Die Band setzt zu Beginn ihres Auftritts vor allem auf ihr neues Album „All You Can Eat“, die Songs scheinen dem Publikum schon bestens bekannt zu sein und werden begeistert mitgesungen. Der Rest der Songs stammt vom Debut „Feel The Steel“, von „Balls Out“ gibt es mit „17 Girls In A Row“ nur einen einzigen Song. Naja, das Album steht ja auch auf dem Index. (Liebe Indizierungsstelle, würdet ihr eure Kinder mal als VIP zu einem STEEL PANTHER-Konzert schicken? Dann hätten sie wenigstens Kondome und müßten sich nicht heimlich Geschlechtskrankheiten holen). Und wer sich jetzt wundert, warum die Amerikaner in 60 Minuten Spielzeit gerade mal 10 Songs unterbringen, obwohl wohl keiner ihrer Songs die 6 Minuten-Grenze überschreitet: Der Vierer ist Weltmeister (mindestens!) im Dummlabern. Das fängt schon vor „Asian Hooker“ an, als die ersten rosa Tangas auf die Bühne fliegen und es herrliche Wortgefechte à la „…some of the last words my father told me before he died were...“ „Never tell Mommy where I sometimes touch you!“ gibt. Köstlich. Zu “Girl From Oklahoma” holt man sich traditionell einige Mädels auf die Bühne (auch hier gibt es ein Wiedersehen mit der vollbusigen All Bands-Fanin). Fies, wie die Deutschen sind, schmuggelt sich auch ein junger Mann mit auf die Bühne, dem zwar der Status „Lexxi’s boyfriend“ zugestanden wird, der die Bühne aber trotzdem verlassen muss. Zu „Community Property“ geht es auf der Bühne heiß her: Es gibt nackte Titten für alle (mutig, in Zeiten, in denen jeder den kompletten Auftritt mitfilmt und ins Internet stellt) sowie Frauenzungenküsse. Dazu viele in aufreizenden Posen tanzende Weiber, die die Musiker umgarnen. Oder, wie ein Zuschauer hinter mir laut bemerkt: „Ey, ihr seid emanzipiert! Und hier erniedrigt ihr euch selbst!“. Naja, jeder wie er’s mag. Lustig, daß wohl meine Theorie von den in Wirklichkeit ganz zahmen Kätzchen bestätigt wird, denn als eine Dame sich langsam und lasziv an den Beinen von Sänger Michael Starr hinaufstreichelt, macht der auf halber Oberschenkelhöhe mitten im Song mit einem gewagtem Satz und „Oh no, that tickles!“ einen Rückzieher. Ein Schelm, wer böses denkt… Die Mädels dürfen trotzdem bis zum Schluß bleiben und der Auftritt der bestangezogensten Band (warum nur ist mir im entscheidenden Moment nicht eingefallen, dem Lexxi zu stecken, daß lila die Farbe der unbefriedigten Hausfrauen ist??) des Festivals ist und bleibt ein wahres Fest. Sicher, musikalisch sind die Amerikaner nicht das Nonplusultra, aber ein Händchen für Ohrwürmer haben sie, Spaß machen sie und ihre Shows (inklusive Spiegelschrank und Schminkspiegel auf der Bühne) sind einfach immer ein Erlebnis. Wer die verpaßt hat, dem kann ich auch nicht helfen. (Anne)
Setlist STEEL PANTHER:
Pussywhipped
Party Like Tomorrow Is The End Of The World
Asian Hooker
If I Was The King
Glory Hole
Girl From Oklahoma
Community Property
17 Girls In A Row
Death To All But Metal
Party All Day (Fuck All Night)

Black Label Society
Kreator
Metalfest Loreley 2014 (Fotos: Andreas, Anne)
FAZIT
Alles in allem war das Metalfest an der Loreley auch dieses Jahr wieder ein sehr schönes, gemütliches Festival. Auch das Wetter hat dieses Jahr weitestgehend mitgespielt. Ohne Regen geht es zwar scheinbar nicht, aber immerhin war es nicht soviel wie in den letzten beiden Jahren und es ist auch so schnell wieder abgetrocknet, daß man fast schon eine Staublunge beim Wandern über das Gelände bekam.
Über den Campingplatz kann ich dieses Jahr nicht viel sagen, da ich, aufgrund der verspäteten Anreise und eines lädierten Knies dann doch mal lieber im Hotel genächtigt habe. Zumindest im Vorbeigehen sah es nicht viel anders aus als letztes Jahr und da gab es eigentlich kaum was zu meckern.
Etwas schade fand‘ ich, daß es nur einen einzigen Stand gab, an dem man CDs kaufen konnte, dafür aber drölfzig Stände mit den gleichen Klamotten und anderem Tand. Find‘ ich für ein Metalfestival schon etwas arm. Nach CDs und Platten zu kramen, das gehört zu einem Festival doch dazu! Zumindest in meiner Welt…
Unnötig auch die zweite Bühne. Ich verstehe ganz ehrlich den Sinn nicht. Denn die zweite Bühne befand sich außerhalb des Konzertgeländes, jeder konnte sich hier Bands ansehen, auch Nichtfestivalbesucher. Warum verzichtet man als Veranstalter auf Einnahmen? Was war der Zweck dieser Bühne? Ich weiß jetzt nicht, ob die Bands, die auf dieser Bühne spielten, im Vorfeld ein gewisses Kontingent an Tickets abnehmen und diese weiterverkaufen mußten, wie das ja gerne mal auf großen Festivals praktiziert wird. Ob man das unter normalen Umständen akzeptabel findet oder nicht, muß jeder für sich selbst entscheiden. Aber sollte dies hier tatsächlich der Fall gewesen sein, daß Bands Tickets verkaufen mußten, um auf einem Festival spielen zu dürfen und die Fans der Bands, die diese Tickets dann gekauft haben, hätten gar keines gebraucht, da sie ihre Band auch umsonst hätten sehen können, dann wäre das… ja, wie soll ich das finden?
Die Fußballübertragungen auf dieser Bühne kamen ziemlich gut an, vor allem beim Deutschlandspiel war es auf dem Platz davor brechend voll. Find ich normalerweise bescheuert, Bands die Zuschauer mittels Bildschirm zu entziehen (und außerdem bin ich auf ‘nem Festival und nicht beim Public Viewing). Allerdings waren BLACK LABEL SOCIETY sowas von sterbenslangweilig, dass ich sonst was gegeben hätte, hätte ich stattdessen das Spiel sehen können.
Über die Versorgung mit Essen und Getränken kann man sich dafür mal wieder so gut wie gar nicht beschweren. Insbesondere der Burgerstand mit den vegetarischen Burgern war ganz großes Kino. Sehr lecker! Doof war jedoch, daß es nach wie vor kein stilles Wasser gibt, was grade bei den teilweise doch hohen Temperaturen echt nicht schlecht wäre und daß dann am letzten Tag auch noch das Mineralwasser aus war und es nur noch im VIP-Bereich Wasser gab, ist auch nicht das Gelbe vom Ei.
Eher gewundert habe ich mich über die hehren Ziele so manch weiblicher Besucher, die drei Tage lang in der ersten Reihe standen und fast jeder Band ihre Titten hinstreckten. Naja, dafür durften sie dann bei mehr als einer Band auf die Bühne und ihre Hupen nicht nur den Bands, sondern auch allen anderen präsentieren. Aber jeder Mensch braucht ja ein Hobby. (Anne)
Metalfest Loreley 2014 (Fotos: Andreas, Anne)
weitere Fotos und auch einen knackigen Bericht über die Newcomerbühne, gibt es auch von der fantastischen Bettina Meyer facebook.com/darkandsweetthings auf ihrem Blog dark-and-sweet-things.eu
