Dong Open Air 2017 (13.-15.07.2017, Neukirchen-Vluyn) - Samstag, 15.07.2017

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Samstag, 15.07.2017

Und wieder beginnt mein Tag mit einer Beschreibung der Duschen (ich bin ja reinlich und piefig und muss jeden Tag duschen, wenn ich die Möglichkeit habe). Die Länge der Schlange sollte mich abschrecken, aber wie das auf dem Dong nach den vielen Jahren so ist: Ich treffe eine Bekannte und gemeinsam schnackend vergeht die Stunde Wartezeit dann doch wie im Fluge. Zurück am Zeltplatz werde ich dann köstlich unterhalten mit den Geschichten der vergangenen Nacht über die Art und Weise wie gewisse Bandmitglieder einer gewissen Band, die hier nicht genannt werden soll, Einlass in ihr Zelt begehren und welche Hilfestellungen sie dabei benötigen. Muahahaha.

STORM SEEKER
Den Reigen eröffnen heute STORM SEEKER. Die stammen aus Neuss und gehen damit als Lokalmatadoren durch. Das merkt man auch an der umfangreichen Fanschar, die die Band mitgebracht hat und die schon beim Soundcheck für ordentlich Stimmung sorgen. Auch das Zelt ist schon richtig gut gefüllt und das Publikum macht alles mit. Man weiß jetzt nicht, ob es am Lokalmatadorentum oder eben an der musikalischen Ausrichtung liegt. Denn Pirate Metal ist ja doch eher was fürs Partyvolk, das man auf Festivals sehr häufig findet. Die Band interagiert viel mit den Zuschauern, die sich gerne auf das ein oder andere Mitsingspielchen einlassen und STORM SEEKER auch schon gleich den ersten Crowdsurfer des Tages bescheren. Mein Ding isses jetzt nicht unbedingt, aber immerhin ist es sehr melodisch und es die perfekte Musik zum Wachwerden. Den Zuschauern aber gefällt es so gut, dass sich auch noch eine Zugabe fordern. Und auch nach der hat man noch nicht genug, sondern will noch eine weitere hören. Die ist dann aber doch nicht mehr drin, denn es wollen ja auch noch andere Bands spielen.

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SPOIL ENGINE

Unter der großen Popularität von STORM SEEKER haben dann SPOIL ENGINE zu leiden. Denn scheinbar brauchen viele, die bei der Band davor noch Party gemacht haben, jetzt erst mal eine Pause und so zeigt sich das Zelt doch deutlich geleert. Dabei vollbringt der Fünfer etwas durchaus Historisches: Nach all den Jahren sind sie tatsächlich die erste belgische Band auf dem Dong Open Air. Aber trotz der verringerten Zuschauerzahl können die Belgier von Anfang an überzeugen, schon beim zweiten Song formiert sich eine Wall Of Death. Alle Songs, die sie heute spielen, sind vom aktuellen Album, die älteren lässt man außen vor. Sängerin Iris entpuppt sich als echte Frontsau und kann das Publikum immer wieder anheizen. Aber generell können SPOIL ENGINE musikalisch überzeugen und machen einfach nur Spaß. Wer mal die Gelegenheit hat, diese Band live zu sehen, der sollte diese auch nutzen.

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MUNARHEIM

MUNARHEIM sind eine der zahlenmäßig stärksten Bands auf dem diesjährigen Dong Open Air. Mit acht Leuten bevölkern sie die Bühne und präsentieren ihren wilden Mix aus Folk und Black Metal mit deutschen Texten. Und das funktioniert besser, als man erwarten könnte. Auch dass man sich gleich zwei Flötistinnen leistet, ist eher ungewöhnlich. Aber dass die Band etwas anders tickt als anderer Leute Kinder, das merkt man spätestens, als sie mit Konfetti um sich werfen „weil wir das schon immer wollten“. Das führt zwar zu leichter Verstörung auf Seiten des Publikums, nichtsdestotrotz kann der charismatische Sänger Pascal Pfannenschmidt die Zuschauer mit Leichtigkeit um den Finger wickeln. Wenn er nicht grade Rotwein, wahlweise aus einem Kelch oder direkt aus der Pulle trinkt. Von den Coburgern habe ich bisher noch nie etwas gehört, aber ich bin wirklich positiv überrascht. Denn der Mix aus Black und Folk funktioniert hier hervorragend. Kein Wunder, dass am Ende des Auftritts noch eine Zugabe gefordert wird. Schade nur, dass nur so wenige Leute vor die Bühne gefunden haben – MUNARHEIM hätten auf jeden Fall einen größeren Zuschauerzuspruch verdient gehabt.

Setlist MUNARHEIM:
-
Flammenheer
Stolzes Wesen Mensch
Urkraft
Leben
Ruhelos
Sehnsucht
Liberté
Unter den Sternen

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COPIA

COPIA sind ein weiteres Novum auf dem Dong Open Air. Denn sie sind die erste Band aus Down Under, die hier aufspielt. Der Fünfer aus Melbourne hat sich dem Metalcore verschrieben und damit weiß ich eigentlich schon, dass ich wohl kein Fan der Truppe werde. Die Australier liefern eine schnelle und energiegeladene Show ab, die kein Pardon kennt und ich muss sagen, dass sie mir in ihren melodischeren Momenten dann doch ganz gut gefallen. Dafür scheinen COPIA aber genau den Nerv der Zuschauer zu treffen, denn die gehen richtig gut mit, am Ende des Auftritts gibt es sogar COPIA-Sprechchöre und die Australier können diesen Auftritt wohl als vollen Erfolg verbuchen. Ich muss jedoch gestehen, dass für meinen Geschmack auch gerne noch etwas spannender hätten sein dürfen.

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ELVENKING

Mit ELVENKING stehen anschließend wieder alte Bekannte auf der Bühne. Die Italiner sind nun auch schon zum dritten Mal nach einer langen Dongpause wieder mit von der Partie. Die Wiedersehensfreude beruht auf Gegenseitigkeit, so wie Sänger Damna betont, dass die Band sich freut, zurück zu sein, so freudig wird die Band auch vom Publikum empfangen. Das einzige, was ich nicht verstehe, ist die Kriegsbemalung, die die Band neuerdings trägt. Vor allem diese enorme Kreativität, die Sänger Damna dabei an den Tag gelegt hat, lässt mich etwas sprachlos zurück. Aber bitte. Dafür verrät man den Fans aber, wann das neue Album erscheinen wird, und dass es auf den Namen „Secrets Of The Magic Grimoire“ hören wird. Auch der neue Drummer Lancs darf sich über eine Vorstellung freuen. Insgesamt sind ELVENKING wieder einmal eine willkommene melodiöse Abwechslung im doch eher thrashlastigen Dong-Billing auch wenn ich zugeben muss, dass mir der zum Kitsch neigende Folk der Italiener mit zunehmendem Alter immer weniger gefällt. Auf dem Dong werden sie jedoch immer Freunde finden und so ist es auch dieses Mal kein Wunder, dass am Ende des Auftritts noch eine Zugabe gefordert wird. Schade, dass es keine gibt.

Setlist ELVENKING:
The Manifesto
King Of The Elves
Elvenlegions
The Wanderer
Moonbeam Stone Circle
Pagan Revolution
The Divided Heart
Era Theme
The Loser

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LORD VIGO

Mit LORD VIGO kommt nun eine Band auf die Bühne, die wohl zu den unterschätztesten des ganzen Festivals gehört. Nur sehr wenige Menschen verirren sich vor die Bühne – völlig unverständlich. Und das, obwohl sie die einzige Doomband des Festivals sind. Das ist wohl eher nicht so das Ding der meisten Zuschauer. Und dabei verpassen die ganz schön was. Denn LORD VIGO zeigen, dass Doom beileibe nicht langweilig ist, wie viele ja immer noch glauben (warum eigentlich?). Und zwar nicht nur musikalisch, sondern die Pfälzer haben auch einiges an Show zu bieten. Sei es nun Sänger Vinz Clortho, der nicht nur mit Stimme, sondern auch mit Helm (und Handschuh!) zu begeistern weiß (der ist ja nicht umsonst als Instrument bei der Bandbeschreibung aufgeführt!) oder Bassist Zuul, dessen Ketten in den ruhigen Passagen oft lauter rasseln als die Musik. Außerdem hat er tolle Moves drauf und schafft es, beim Griff nach der Sonnenbrille gleich auch noch den Sender seines Basses zu verlieren. Während des letzten Songs spielt er dann auch noch auf den Schultern eines Zuschauers sitzend (gut, das ist abgesprochen, macht aber trotzdem für alle anderen ordentlich was daher). Mir jedenfalls hat die Show des Vierers gefallen und wer nicht da war, der ist selber schuld. Ich würde mich freuen, wenn öfter mal solche Bands auf dem Dong spielen würden. Und ich würde gerne wissen, was das Geheimnis der Frisur von Vinz Clortho ist. Wie schafft man es, nach dem Tragen dieses Helms eine Frisur zu haben, die nicht total plattgedrückt ist sondern tatsächlich noch wie eine Frisur aussieht?

Setlist LORD VIGO:
Babylon The Great Intro
Vigo von Homburg-Deutschendorf
Blackborne Souls
Ishtar – Queen Of The Night
When The Bloodlust Draws On Me
In Pago Aquilensis (Odium)
Eternal Saviour

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CROSSPLANE

Mit der nächsten Band betreten wieder alte Bekannte die Bühne, und zwar äußerst beliebte alte Bekannte. Die Band um Sänger … ist einfach grundsympathisch und gute Musik machen die auch noch. In bester MOTÖRHEAD-Tradition gibt es hier eine gute Portion ordentlichen Rock’n’Roll auf die Ohren. Langjährige Dongbesucher wissen das, aber auch die Neulinge finden sich nach und nach im Zelt ein, so dass CROSSPLANE eine der wenigen Bands ist, die es schafft im Laufe des Auftritts immer mehr Zuschauer ins Zelt zu ziehen. Dazu trägt nicht nur die geile Mucke, sondern eben auch die sympathischen Ansagen von Sänger Marcel Mönnig bei. Sei es jetzt das obligatorische „Prost ihr Säcke!“ bei dem das „Prost du Sack!“ so laut zurückschallt, dass er nur fröhlich grinsend „Ich liebe das Dong!“ sagen kann. Oder Ansagen wie bei der Bandvorstellung „Und ich bin der Marcel und darf hier auch mitspielen.“. Bei so viel guter Stimmung lässt auch ein Circle Pit nicht lange auf sich warten, auch wenn das jetzt meiner Meinung nach nicht wirklich zu Hardrock passt. Aber Hauptsache, die Leute haben Spaß. Und spätestens bei „Rollin‘“ steht sowieso das ganze Zelt Kopf. Kein Wunder, dass da noch eine Zugabe gefordert wird. Dafür geht die Band dann einmal von der Bühne und kommt sofort wieder, denn Marcel „mag das so gern!“ Dann gibt es auch noch ein paar Mitsingspielchen und „Dance With The Devil“ markiert dann den Abschluss des Auftritts. Der wieder einmal viel zu kurz war. CROSSPLANE mögen eine der kleineren und unbekannteren Bands sein, aber bei der Stimmung, die sie verbreiten hätten sie locker auch auf einem noch späteren Slot spielen können. Vielleicht beim nächsten Mal.

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GLORYHAMMER

GLORYHAMMER sind auf dem Dong in guter Gesellschaft. Haben doch schon die GRAILKNIGHTS das Festival im Sturm erobert. Und GLORYHAMMER sind ja irgendwie auch nur die internationale Version der GRAILKNIGHTS. Allerdings mussten diese sich ja erst hocharbeiten, GLORYHAMMER haben es da dank Mitglied Chris Bowes, seines Zeichens auch Sänger und Keyboarder bei ALESTORM deutlich leichter. Allerdings nur, wenn man es weiß, denn Chris verkleidet sich so stark, dass man ihn gar nicht erkennt, wenn man nicht weiß, wer unter der Kapuze steckt. Dennoch kann die Truppe richtig viele Leute vor die Bühne ziehen, das Zelt ist gerammelt voll, voller als bei so manchem Headliner. Da geht die „Cyborg Power“ wohl voll auf. Die Band kommuniziert viel mit dem Publikum, pickt sich auch mal einen raus, mit dem man sich direkt unterhält. Der wird spontan auf den Namen Hansi getauft, denn so heißen ja alle Deutschen. Der Protest von Hansiseite wird nur insofern anerkannt, dass aus Hansi jetzt Hansi-Thorsten wird. Daneben gibt es auch noch jede Menge Mitsingspielchen, denen sich das Publikum willig ergibt. Ansonsten folgt Crowdsurfer auf Crowdsurfer und die vorderen Reihen haben gut zu tun. Da braucht man auch kein Fitnessstudio mehr. CLORYHAMMER sind eine Spaßtruppe und erfüllen alle Erwartungen. Insofern haben sie alles richtig gemacht und ab und zu muss man ja auch einfach mal Spaß haben/machen.

Setlist GLORYHAMMER:
Infernus Ad Astra
Legend Of The Astral Hammer
Hail To Crail
Rise Of The Chaos Wizards
Magic Dragon
Goblin King of the Darkstorm Galaxy
The Hollywood Hootsmen
Angus McFife
Universe On Fire
The Unicorn Invasion Of Dundee

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MEMORIAM

Krasser könnte der Gegensatz nun nicht sein. Nach den Spaßmachern von GLORYHAMMER folgt nun der bittere Ernst. MEMORIAM, bestehend aus Mitgliedern der aufgelösten BOLT THROWER und BENEDICTION fluten das Dong mit groovigem Old School Death Metal der Marke Birmingham. Hier ist, um es mit den Worten meines Mannes zu sagen, stumpf Trumpf. Eigentlich ist derartiges Geboller ja nicht so wirklich meine Baustelle. Aber irgendwie ziehen sie mich dann spätestens mit „Nothing Remains“ (das übrigens erst auf dem nächsten Album enthalten sein wird), das Sänger Karl Willets über seine an Demenz leidende Mutter geschrieben hat, dann doch auf ihre Seite. Dass man aber auch fröhlich sein kann, das beweist Karl Willets schon ganz am Anfang, als er mit zwei riesigen aufblasbaren Penissen (mit Autogrammen der Band drauf) auf die Bühne marschiert und begeistert die „Dongs for Dong“ ins Publikum wirft. Wie so viele Englischmuttersprachler amüsiert er sich köstlich über den Namen des Festivals. Auch das Publikum hat sichtlich Spaß. Zu Beginn ist das Zelt zwar deutlich leerer als noch bei GLORYHAMMER, aber offensichtlich zieht der Sound, denn zum Ende hin versammeln sich immer mehr Zuschauer im Zelt. Und ich muss sagen: Geil war’s.

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IN EXTREMO

IN EXTREMO sind bekannt für ihre beeindruckenden Pyroshows. Und die sollen jetzt auf dem Dong spielen? Ohne Pyros? Oder mit Pyros im Zelt? Ob das gut geht? Und wie das geht! Wie so oft bei massivem Pyroeinsatz dürfen wir Fotografen erst nach einigen Songs in den Graben und verfolgen den Beginn der Show von der Seite aus. Und IN EXTREMO lassen sich nicht lumpen und zünden ein ordentliches Feuerwerk. Nicht nur bei den Pyros, auch songtechnisch gibt es eine Setlist, die wohl jeder mitsingen kann, der schon mal auf einem Festival war. Ja, es ist eine typische Festivalsetlist, aber darum spielt man ja auch auf einem Festival. So macht die Band dann richtig Spaß. Und dass auch richtig große Bands, die schon so ziemlich überall gespielt haben, noch immer überrascht werden können, auch das zeigt sich auf dem Dong, als ein von Kopf bis Fuß komplett in Folie eingewickelter Crowdsurfer Richtung Bühne getragen wird (der sich, wenn er nicht gerade crowdsurft, nur hüpfend fortbewegen kann), da muss Sänger Das Letzte Einhorn doch sagen: „Ich habe in meinem Leben ja schon sehr viel gesehen, aber sowas hab‘ ich noch nicht erlebt…“. Tja, da muss man durch, wenn man auf dem Dong spielen will. Den Rest des Auftritts schaue ich mir von hinten an, da kommt die ganze Licht- und Pyroshow der Band einfach besser zur Geltung. Und als beim letzten Song vor der Zugabe mächtig viele Luftschlangen und Flitterglitter verschossen werden, da stehe ich außerhalb der gefährdeten Zone und kann genüßlich beobachten, wie die Luftschlangen sich mit den Abspannseilen des Zeltes verbinden. IN EXTREMO spielen eine Show, die auf der einen Seite auf Nummer sicher geht, auf der anderen Seite aber eben auch einfach Spaß macht. Auf Platte kann ich mir die Band wirklich nicht geben, da halte ich kein Album am Stück aus. Aber live, Feuer und Krach, da ist das was ganz anderes. Und es war schön, mal einen Headliner auf dem Dong zu haben, der es wirklich richtig krachen lässt und der zeigt, dass Pyros auch in Zelten funktionieren (können). Gerne wieder.

Setlist IN EXTREMO:
Intro/Requiem
Feuertaufe
Zigeunerskat
Vollmond
Störtebeker
Gaukler
Unsichtbar
Nur Ihr Allein
Quid Pro Quo
Lieb Vaterland
Rasend Herz
Roter Stern
Frei Zu Sein
Küss Mich
Black Raven
Sängerkrieg
Sternhagelvoll
Moonshiner
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Liam
Spielmannsfluch
Piske Palve

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