Es ist Sommer, die Tage lang, die Nächte kurz, grade mal zum Glück nicht ganz so heiß, was macht man da? Richtig, man fährt aufs DONG OPEN AIR, so wie das bei uns mittlerweile schon seit einer halben Ewigkeit (um genauer zu sein, seit 2004) der Fall ist. Man hasst es, aber irgendwie würde auch was fehlen, wenn man nicht in der Julihitze schwerbepackt einen Berg besteigen würde. Und als alte Dongveteranen verzichten wir natürlich auf den Shuttle. Das hat’s früher schließlich auch nicht gegeben! Da waren die Metalfans noch hart, das Bier noch billig und die Erde noch eine Scheibe! Aber eh… egal… die Hitze und so. Ihr versteht.
Auch dieses Jahr schaffen wir es nicht, einen der begehrten Parkplätze am Fuße des Berges zu ergattern, obwohl wir noch eine Stunde früher als sonst losgefahren sind. Dennoch gelingt es uns, alles auf den Berg zu schaffen, die Zelte aufzubauen, die Bändchen abzuholen und ein Belohnungsbier zu trinken, bevor das Festival mit der ersten Band so richtig losgeht. „Weird Times Call For Rock’n’Roll“ ist das politisch angehauchte diesjährige Motto des Festivals und damit kann man sich auch richtig identifizieren. Also dann mal los mit Rock’n’Roll. Gleich zur ersten Band geht es ab vor die Bühne.
Donnerstag, 13.07.2017
DARKEST HORIZON
Wie schon in den letzten Jahren, so findet auch dieses Jahr das Deutschlandfinale der Wacken Metal Battle auf der Halde Norddeutschland statt und die letzten beiden Finalisten treten gegeneinander an. Der erste davon ist DARKEST HORIZON. Die Sieger des Wacken Metal Battle Süd stammen aus Frankfurt und blasen uns Melodic Death Metal schwedischer Schule um die Ohren. Garniert mit den Growls von Sänger Aurelius weiß das durchaus zu gefallen und das sieht offenbar auch das Publikum so. Das Zelt ist gut gefüllt, obwohl ja noch längst nicht alle überhaupt angekommen sind. Bereits im vierten Song schafft es die Truppe, eine Wall Of Death zu produzieren/animieren, auch wenn die noch etwas verhalten ist. Dennoch gibt es erste Verluste beim Publikum, doch man ist ja anständig und so wird das Fundstück Uhr zur Bühne gebracht, und Sänger Aurelius macht das Fundbüro, so dass die Uhr schnell wieder zu ihrem Besitzer zurückfindet. Und dann sammelt er gleich noch einmal Sympathiepunkte, als er das Publikum bittet, die nächste Band doch bitte genauso abzufeiern wie sie selbst, da auch diese ja ihr ganzes Herzblut in die Musik stecke. Das Abfeiern kommt bei DARKEST HORIZON auch nicht zu kurz, auch wenn die Band das mit dem Synchronbangen und –posen noch etwas üben muss. Saufen möchte man auch gerne mit den Zuschauern und zum Abschluss des Auftritts gibt es auch noch Flitterglitter aus der Handfeuerwaffe. Da hat man die Zugaberufe schon sicher. Eine Zugabe gibt es aber leider trotzdem nicht, da man der zweiten Band die gleichen Chancen einräumen möchte. DARKEST HORIZON waren ein sehr gefälliger Einstieg ins Festival und machen es den folgenden DETRAKTOR wirklich nicht leicht.
Setlist DARKEST HORIZON:
A Universe Reborn
A Thousand Dreams
-
Skybreaker
-
Ad Astra


DETRAKTOR
DETRAKTOR stammen aus Hamburg und sind die Gewinner der Wacken Metal Battle Nord. Von ihnen gibt es eine ordentliche Portion Thrash auf die Nüsse. DETRAKTOR fallen gleich durch eine Besonderheit auf, die ich immer etwas ungünstig finde: Der Drummer ist auch gleichzeitig der Sänger. Das verwirrt erst mal, denn man fragt sich dann zu Beginn doch immer, wo jetzt diese Stimme herkommt, bis man dann endlich mal geschnallt hat, dass der Typ hinter den Drums singt. Außerdem fehlt in solchen Fällen dann auch ein Anheizer; das müssen hier die Gitarristen übernehmen, genauso wie einige der Ansagen. Und das wirkt dann meistens doch eher improvisiert. Ich weiß, es ist sehr schwer, das gut umzusetzen. Warum man als deutsche Band auf einem deutschen Festival die Ansagen auf Englisch macht, das muss man jetzt auch nicht verstehen. Wahrscheinlich haben sich aber die nichtdeutschen Besucher drüber gefreut, also was soll’s? DETRAKTOR können nicht ganz so viele Zuschauer vor die Bühne ziehen wie DARKEST HORIZON und ich muss sagen, auch bei mir springt der Funke nicht so recht über, auch wenn die Band durch den Sänger an den Drums einen gewissen Exotenstatus hat. Wie schon bei den Frankfurtern so wird auch hier eine Zugabe gefordert, die aber hier genauso wenig drin ist. Ich hätte jetzt auch keine gebraucht.
Setlist DETRAKTOR:
Sunday Poem
Bloodbath
De-Nekk
Unleash The Traktor
Rejekt
Hold
B.S.P.I.


Ein Novum auf dem Dong Open Air: Dieses Mal bekomme ich mit, wer zum Sieger gekürt wird (keine Ahnung, wie das all die Jahre davor immer verkündet wurde). Dieses Mal jedenfalls betritt die Jury die Bühne und verkündet den Sieg von DETRAKTOR. Auch wenn ich keine persönlichen Sympathien für eine der beiden Bands empfinde, so muss ich doch sagen, dass ich etwas enttäuscht bin, denn DARKEST HORIZON hatten mir doch deutlich besser gefallen, sowohl musikalisch als auch vom Stageacting her. Aber das habe ich ja nicht zu entscheiden, darum sei’s drum.
MESSIAH’S KISS
Die erste Band, die dann außerhalb der Wacken Metal Battle das diesjährige Dong Open Air eröffnet ist MESSIAH’S KISS, deren Mitglieder aus New York, Nottingham und Dinslaken stammen. Auf die Ohren gibt es schönen harten Power Metal mit einer guten Brise Speed Metal. Die Band lebt ihre Musik und post, als gäbe es kein Morgen. Der Band gelingt es spielend, das Publikum, das gerne etwas zahlreicher hätte ausfallen dürfen, zum Mitmachen zu animieren. Obwohl mir der Fünfer echt gut gefällt, meldet sich allmählich der Magen und ich muss mir mal was zu essen reinziehen. Idealerweise vom Veganstand („Das ist super, ich kann hier arbeiten und dabei Bands gucken!“). Und während ich da so gemütlich kauend in der Gegend stehe, covern MESSIAH’S KISS mal eben „It’s No Good“, einen meiner Lieblingssongs von DEPECHE MODE. Boah! Ihr habt das doch gewusst! Ihr habt nur gewartet, bis ich endlich weg bin. Voll gemein! Denn die Version der Truppe finde ich gar nicht mal so übel. So live auf dem Festival jetzt. Auf Platte werde ich vermutlich wieder zum Erbsenzähler, denn die Interpretation von MESSIAH’S KISS ist zwar härter als das Original, kann jedoch die böse Grundstimmung nicht so gut rüberbringen. Der Cleangesang ist nicht soo gut, die Schreie passen nicht, aber ich find’s trotzdem schön. Hier und jetzt und live kommt der Song einfach gut. MESSIAH’S KISS machen live Spaß, können mich aber doch nicht so sehr überzeugen, dass ich mir eine Platte der Band kaufen würde.
Setlist MESSIAH’S KISS:
Light In The Black
Without Forgiveness
Nobody knows Your Name
Rescue Anyone
Babylon
Prayer For The Dying
Time To Say Goodbye
It’s No Good (Depeche Mode Cover)
Whisper A Prayer
Dragonheart


SISTERS OF SUFFOCATION
Die nächste Band dürfte ein Novum auf dem Dong Open Air sein. Gab es hier schon Jahre, in denen gerade mal eine einzige Frau unter den Musikern aller auftretenden Bands zu finden war, so sind die SISTERS OF SUFFOCATION meines Wissens die erste rein weiblich besetzte Band, die je hier aufgetreten ist. Aus den Niederlanden kommen die Schwestern, und dass ihnen der Sinn nicht nach Barbiepuppen oder seichtem Gesäusel steht, das machen sie von der ersten Sekunde an klar. Mit fiesen Growls und derbem Death geht es hier dem Publikum an den Kragen. Sängerin Els kann aber nicht nur übel growlen, sondern auch genauso zuckersüß singen, wie sie aussieht. Das Zelt ist gut gefüllt, das Publikum geht ordentlich mit und erwartungsgemäß haben die Schwestern viele Landsleute zu ihrer erst zweiten Show in Deutschland mitgebracht. Bei kaum einer anderen Band hört man so oft holländisch neben sich wie hier. Etwas eigen ist jedoch auch das Bühnenoutfit der Sängerin. So ist Els weder in Schuhen, noch barfuß unterwegs, sondern hüpft in Strümpfen über die Bühne, was manchmal doch eine ganz schön rutschige Angelegenheit ist, bei der man sich fragt: Warum? Was die vier Mädels hier abliefern, ist echt nicht schlecht, mir persönlich auf die Dauer dann doch zu stumpf und eintönig. Ein Großteil des Publikums sieht das anders und so wird am Ende noch eine Zugabe gefordert.
Setlist SISTERS OF SUFFOCATION:
Shapeshifter
Host Of A Dead Fetus
This Is Not My Home
I Swear
Brutal Queen
Limb From Limb
The Hunger
I Am Danger
Psycho Surgery
Our Bodies Will Rot (Zombie Party!)
Boundaries


VULTURE INDUSTRIES
Und dann kommt auch schon mein persönliches Highlight des Tages, eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut habe: Die Norweger VULTURE INDUSTRIES sind mittlerweile schon zum dritten Mal auf dem Dongberg zu Gast und wer die Band schon einmal gesehen hat, der weiß: Das wird großartig. Die Norweger haben sich auf dem Dong mittlerweile ihre eigene Fanbase erspielt und die drängt sich nun vor der Bühne. Wobei es für meinen Geschmack schon etwas mehr Zuschauer sein dürften. Aber andererseits ist die Musik des Fünfers auch wieder so speziell, dass doch nicht jeder damit zurecht kommt. Wie dem auch sei, Sänger Bjørnar E. Nilsen beweist mal wieder von Anfang an, dass er einer der besten Frontmänner überhaupt ist. Jeder Quadratzentimeter der Bühne wird abgelaufen, keine Sekunde steht er still, egal ob er grade singt oder nicht. Musikalisch konzentriert man sich vor allem auf das noch aktuelle Album „The Tower“, was ich etwas schade finde, denn auf den anderen Alben gibt es ja auch gute Songs. Mit „As The World Burns“ gibt es einen Vorgeschmack auf das neue Album „Stranger Times“, aber auf die Frage, wer denn schon das Video dazu gesehen hat meldet sich außer mir kaum jemand. Schade. Eine Polonäse gibt es heute auch nicht, aber Bjørnar lässt es sich nicht nehmen, wie immer beim letzten Song stehend auf der Absperrung zu performen oder auch mal wie ein Derwisch durch den Fotograben zu stapfen. VULTURE INDUSTRIES konnten wieder einmal überzeugen und sind für mich nach wie vor eine der unterbewertetsten Bands.
Setlist VULTURE INDUSTRIES:
Intro
The Tower
The Pulse Of Bliss
As The World Burns
Lost Among Liars
The Hound


WORDS OF FAREWELL
WORDS OF FAREWELL sind langjährigen Dong-Besuchern längst ein Begriff, denn die Truppe schlägt bereits zum dritten Mal auf dem Berg auf. Und wie gewohnt gibt die Truppe von Anfang an Vollgas, so sehr, dass sich einer der Gitarristen beim Sprint von der einen zur anderen Bühnenseite mit dem Bremsweg verschätzt und auf dem Hosenboden landet. Aber scheiß drauf, dann wird eben im Liegen weitergespielt. Zum Aufrappeln bleibt ja später immer noch Zeit. Cooler Stunt auf jeden Fall. Das Publikum geht von Anfang an voll mit, nur bei der geforderten Wall Of Death ziert man sich noch etwas. Dennoch zahlt sich die ausgiebige Kommunikation zwischen Band und Publikum aus und der Sechser macht so richtig Spaß. Da kann auch das ein oder andere technische Problem nicht wirklich stören. Musikalisch konzentriert man sich auf das Material des aktuellen Albums „A Quiet World“, es gibt aber mit „The Great Escape“ auch einen Song vom ersten Album „Immersion“ auf die Ohren. Obwohl die Truppe bereits zweimal hier gespielt hat, hat sie bei mir nie wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber heute macht sie wirklich so richtig Laune. Ich sollte da wohl doch mal dranbleiben.


HATESPHERE
HATESPHERE ist auch so eine Band die bisher ziemlich an mir vorbeiging. Und nun stehe ich hier und muss feststellen, dass die Dänen doch deutlich besser sind, als ich immer dachte. Auch beim Dong-Publikum kommen sie gut an. Da hilft es auch ungemein, dass Sänger Esben Hansen einen Teil seiner Ansagen auf Deutsch macht – so kann man schnell Bonuspunkte sammeln. Da kommt man auch gerne der Aufforderung nach, doch bitte einen Circle Pit zu bilden. Außerdem begrüßt man auch Ersatzdrummer Sebastian, der den eigentlichen Drummer Mike Park ersetzt, der gerade mit Frau und Kind im Urlaub weilt. Esben animiert und motiviert das Publikum ohne Unterlass, das aber doch irgendwie langsamer ist als noch bei WORDS OF FAREWELL. Da fragt man sich: Sind die Zuschauer jetzt schon ausgepowert oder schlägt bei den Ruhrpöttlern das Herz für Lokalmatadoren grundsätzlich stärker? Wie auch immer, HATESPHERE ziehen ihr Ding durch und begeistern dabei nicht nur mit deutschen Sprüchen („Hau weg die Scheiße!“), sondern auch durch Zweizeiler mit fragwürdigem Reimschema in englischer Sprache: „Drink 10 beer with Hatesphere“. Dazwischen gibt es einen „Song about beer“ und schließlich hat man das Gefühl, der Sänger sehnt das Ende des Auftritts herbei: „Two more songs and then – more beer!“ Ich muss auch gestehen, dass ich gerade die neueren Songs etwas eintönig fand, aber das Publikum kommt nun langsam in Fahrt und so ist am Ende dann auch eine Wall Of Death drin, bei der es ordentlich zur Sache geht. Cooler Auftritt, der richtig Spaß gemacht hat.


ENSIFERUM
Und dann ist es auch schon Zeit für den Headliner. ENSIFERUM sind ja immer ein Garant für gute Stimmung und auch wenn ich ihren neueren Werken nicht mehr so viel abgewinnen kann, so hoffe ich ja doch auf den ein oder anderen alten Song und freue mich ehrlich auf den Auftritt der Finnen. Den ersten Dämpfer gibt es dann aber schon gleich zu Beginn. Der Sound direkt vor der Bühne ist so übel, dass man die Songs kaum erkennt und auch weiter hinten hört man vor allem Bass und die Melodien kommen nicht so wirklich an. Der Sound ist so dermaßen mies, dass ich wirklich Mühe habe, einzelne Songs zu erkennen, selbst wenn ich diese eigentlich in- und auswendig kenne. Da kommt dann auch nicht wirklich Stimmung auf, auch wenn die Band ihre typische Festivalsetlist mit allen bekannten Songs raushaut. Da fehlt weder „Token Of Time“, noch „Ahti“ oder „One More Magic Potion“ und schon gar nicht „LAI LAI HEI“. Bassist Sami Hinkka ist wie immer ein Showman allererste Güte und heizt die Menge unentwegt an. Und Netta Skog steht jetzt im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Emmi Silvennoinen nicht mehr hinter Schild und Schwertern an den Tasten, sondern kommt mit Akkordeon bewaffnet auch mal nach vorne zum Bühnenrand um die Fans anzustacheln. Trotzdem. Auch wenn große Teile des Publikums Party machen – mir fällt es schwer eine Band abzufeiern, deren Musik nur als Matsch in meinen Ohren ankommt. Viele sehen das offensichtlich ähnlich und so leert sich das Zelt im Laufe des Auftritts zusehends. Schade. Das hätte wirklich besser laufen können.
Setlist ENSIFERUM:
From Afar
Token Of Time
Warrior Without A War
One More Magic Potion
Heathen Horde
Axe Of Judgement
Burning Leaves
Stone Cold Metal
Ahti
My Ancestor’s Blood
Two Of Spades
----------------------------------
In My Sword I Trust
Iron
LAI LAI HEI


Donnerstag, 13.07.2017 (Fotos: Anne)
Freitag, 14.07.2017
Und dann wären wir auch schon am zweiten Festivaltag angekommen. Die meisten haben es sich in der ersten Nacht auf dem Berg richtig gegeben, so dass man beim morgendlichen Gang zu den Dixies viele zerstörte Menschen begutachten kann. Wie schon letztes Jahr genieße ich die Annehmlichkeiten, die die moderne Welt zum Dong gebracht hat – eine Dusche. Anstehen dauert dieses Jahr deutlich länger als letztes Jahr. Die nette Frau an Duschen und WC klärt uns auf: Es darf nur noch eine Person in eine Duschkabine. Zusammenduschen um Zeit zu sparen (Platz genug wäre ja in den geräumigen Kabinen) ist nicht mehr erlaubt, nachdem letztes Jahr ein Pärchen den gesamten Container leergeduscht hat (stramme Leistung!) und alle übrigen Leute vom Personal mit Eimern entseift werden mussten. Manchmal fragt man sich schon, was für arrogante und/oder nicht nachdenkende Menschen so unterwegs sind. Doch wie auch immer, ich bin bereit für einen neuen Tag auf dem Dong Open Air.
FATEFUL FINALITY
Die Männer aus dem Schwabenländle haben bereits vor 5 Jahren die Wacken Metal Battle Deutschland für sich entscheiden können. Damals fand das Finale noch nicht auf dem Dong Open Air statt, so dass die Band heute zum ersten Mal auf dem Berg spielt. Dabei verstehen es FATEFUL FINALITY, von Anfang an Stimmung zu machen. Schon während der ersten Songs werden diverse Mitsingspielchen gestartet, während die Band fröhlich vor sich hin thrasht. Es finden sich nicht ganz so viele Zuschauer vor der Bühne ein, wie gestern bei der ersten Band (Leute, was macht ihr eigentlich? Steht ihr noch an der Duschschlange? Seid ihr so verkatert? Schon mal was von Konterbier gehört?), die Stimmung im Zelt ist jedoch großartig. Ein paar – nennen wir sie gemütliche, denn betagt sind sie noch nicht – Zeitgenossen haben eine der Bierbänke vor die Bühne geschleppt, von welcher sie jetzt bequem das Geschehen auf selbiger beobachten. Und diese Bank wird nun der Mittelpunkt des Circle Pits zu „Under Pressure“ vom letzten Album „Battery“. Öfter mal was neues. Dass die Band aber „Out Of Fucking Control“ aus dem Jahr 2011 als „ganz alten Schinken“ bezeichnet, das macht mir dann schon etwas zu schaffen. Hömma, Junge, 2011, dat war grade eben erst! Und dann wird einem auch noch vorgeworfen, man hätte Dreck am Stecken, „Jeder hat Dreck am Stecken!“, als der Sänger „Dirt In The Closet“ ankündigt. Zustände sind das hier… Auf jeden Fall machen FATEFUL FINALITY aber richtig Laune am frühen Morgen, das Publikum geht auch ordentlich mit – selber Schuld wer das verpasst hat.
Setlist FATEFUL FINALITY:
-
Get Things Straight
-
Blind Eyes
Under Pressure
Out Of Fucking Control
Autonomous
Dirt In The Closet
Fox Devils Wild


MISANTHROPE MONARCH
Eigentlich sollten ja ATOMGOTT auf diesem Slot spielen. Doch aufgrund einer Verletzung eines der Bandmitglieder mussten die Mönchengladbacher leider ziemlich kurzfristig absagen. Als Ersatz springen MISANTHROPE MONARCH aus Oberhausen ein. Die Truppe, deren Sänger eine gewisse Ähnlichkeit mit Gerre von TANKARD aufzuweisen hat, beglückt die Zuschauer mit feinstem Rumpelthrash und feiert ganz spontan ihre CD-Release-Party auf dem Dong. „Regress To The Saturnine Chapter“, das Debütalbum der Band, ist gerade vor einer Woche erschienen und so gibt es – auch mangels Alternativen – ausschließlich Songs dieses Albums zu hören. Die Zuschauerzahl im Zelt dürfte für meinen Geschmack etwas größer sein, aber diejenigen, die da sind, die machen wenigstens ordentlich Party und einen ersten Pogo kann man auch entdecken. Im Großen und Ganzen muss ich aber doch sagen, dass MINSANTHROPE MONARCH zwar ganz ok sind, auf Dauer finde ich die Band dann aber doch einen Ticken zu langweilig. Mir passiert da musikalisch einfach zu wenig, auch wenn die Truppe live doch unterhaltsam ist.
Setlist MISANTHROPE MONARCH:
Usurping The Throne
-
The Brotherhood Of Destruction
Dispelled
-
Father Sin And The Hollow Spirit
Trail Of The Heretic (Maleficium)
Cosmic Maze


AEVERIUM
Die Viersener AEVERIUM haben das Meisterstück geschafft, zwar nur rund 40 km vom Dong Open Air entfernt zu wohnen, aber trotzdem noch nie das Festival besucht zu haben. Auch eine Leistung. Die Band wurde von der Dong-Orga besonders angepriesen und so ist man auch besonders gespannt und das Zelt ist auch gut gefüllt. AEVERIUM zeigen eine große Publikumsnähe, es wird viel mit den Zuschauern kommuniziert, fast jeder Song wird angesagt und man propagiert „Bier statt Autogramme!“. Die Setlist spannt sich über das gesamte Schaffen der Band, neben „Time“, dem Titelsong des neuen Albums, gibt es mit „Break Out“ auch den ersten Song, den die Band überhaupt geschrieben hat – allerdings ist der ja auch erst vor 2 Jahren erschienen. AEVERIUM sind also eine noch sehr junge Band, trotzdem haben sie eine tolle Bühnenpräsenz und schaffen es mit Leichtigkeit, das Publikum zum mitmachen zu bewegen. Live macht die Band wirklich Spaß, hat bei mir aber dennoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Setlist AEVERIUM:
-
-
Hunted
Home?
Brave New World
Time
Break Out
Heaven’s Burning (Harvest Time)


NERVOSA
Da sind NERVOSA doch eine ganz andere Hausnummer. Bei den drei Brasilianerinnen geht es von Anfang an ordentlich zur Sache. Schnell haben sich die Mädels nicht warm- sondern heißgespielt und sie spielen genau so, wie sie heißen: schnell, nervös, hart, thrashig. NERVOSA ist das portugiesische Wort für Zorn und zornig wirkt der Dreier von Anfang an. Hier wird auf der Bühne noch alles gegeben, der Thrash Metal voll und ganz gelebt und das kommt auch beim Publikum an. Vor der Bühne bildet sich schnell ein Circle Pit, es wird gemosht, was das Zeug hält und die Brasilianerinnen werden abgefeiert als gäbe es kein Morgen. Sogar NERVOSA-Sprechchöre gibt es zwischen den Songs. Die Band sucht die Nähe zum Publikum, fast jeder einzelne Song wird angesagt. Oft gibt es auch noch eine kleine Story dazu, wie z.B. bei „Into Mosh Pit“, denn laut Sängerin Fernanda Lira gibt es nur zwei schöne Dinge im Leben: Thrash Metal und Mosh Pits. Na dann mal los. NERVOSA, die im Anschluss noch eine Europatournee absolvieren, bringen brasilianischen Thrash auf den Dongberg und können damit deutlich mehr mitreißen als ihre Landsmänner SOULFLY oder auch SEPULTURA, die auch schon hier gespielt haben. Sie klingen viel frischer und engagierter. Hut ab vor den Dreien, die haben hier die Bühne mal schön nach allen Regeln der Kunst zerlegt.


WAR KABINETT
Da haben es WAR KABINETT gar nicht so leicht, da mitzuhalten. Dafür haben sie aber einen anderen Bonus. Denn die Mexikaner haben bereits vor 2 Jahren auf dem Dong gespielt und konnten damals viele neue Fans gewinnen. Und so ist auch jetzt das Zelt von Beginn an gut gefüllt. Die Ansagen macht Sänger Dante Díaz auf Deutsch – das erwartet man nun nicht unbedingt von einem Mexikaner. Ab dem zweiten Song holt sich die Band auch noch einen Chor auf die Bühne, der die Songs begleitet und aufwertet. Im Publikum tauchen plötzlich viele aufgeblasene Kondome auf – vielleicht die natürliche Reaktion auf die modisch etwas fragwürdigen Tarnschlafanzüge, die WAR KABINETT auf der Bühne tragen. Wie schon 2015, so machen die Mexikaner auch dieses Jahr ordentlich Laune und werden vom Publikum entsprechend abgefeiert. Der Fünfer feiert dafür seinen Chor ab. Mit „Millenial“ gibt es dann einen Song vom neuen Album zu hören, den die Band noch nie zuvor live gespielt hat, wir dürfen also eine echte Premiere erleben. Angeblich – zumindest behauptet das einer der Gitarristen - wurde der Song auch eigens fürs Dong Open Air geschrieben. Und wenn man als Mexikaner derzeit eines tun muss – man denke auch an das Festivalmotto „Weird Times Call for Rock’n’Roll“ – dann ist es, einen Song über Donald Trump zu schreiben. Und welchen anderen Namen sollte der tragen als „The Wall Of Shame“? WAR KABINETT können wie schon vor zwei Jahren voll überzeugen und hoffentlich wieder ein paar neue Fans hinzugewinnen. Wer mit der Band ein paar Worte wechseln will, der findet dazu noch reichlich Gelegenheit, denn die Band verbringt auch den Rest des Festivals auf dem Berg.
Setlist WAR KABINETT:
Et Creavit Homo Deum
Last Human Prayer
The New Dictatorship
The Great Deceiver
Blut und Boden
Millenial
The Wall Of Shame


ACYL
Und auch bei der nächsten Band handelt es sich um eine Truppe, die nahezu unbekannt auf dem Dong spielte und sofort begeistern konnte. ACYL sind mittlerweile schon zum dritten Mal zu Gast auf der Halde Norddeutschland. Wobei ich gestehen muss, dass ich sie beim letzten Mal nicht mehr so gut wie beim ersten Mal fand. Also mal sehen, wie es heute ist. Vor der Bühne haben sich jedenfalls wieder ordentlich Leute versammelt, um die Band abzufeiern. Und die liefert von Anfang an. Fast schon verwirrend sind die häufigen Wechsel an den Instrumenten. Aber ACYL zeigen auch neues. So vollführen sie einen traditionellen Tanz der algerischen Wüstenbewohner und animieren große Teile des Publikums, es ihnen gleichzutun. So viel Tanz gab es wohl noch bei kaum einer Band auf dem Berg. Auch die Setlist lässt nichts zu wünschen übrig, und mir gefällt die Band doch wieder deutlich besser als beim letzten Mal. Allerdings finde ich es sehr schade, dass der Folkanteil zumindest auf der Bühne zunehmend zurückgefahren wird. Gerade das ist es ja, was die Band so speziell und besonders macht. Zwar ist die Truppe ansonsten ja auch gut, aber eben nur gut. Der Folk ist die Würze in der Suppe und ohne schmeckt es langweilig. Dennoch freue ich mich jedes Mal über ACYL und werde sie mir auch jedes Mal ansehen.


CONTRADICTION
Und noch einmal heißt es alte Bekannte begrüßen. Auch CONTRADICTION haben schon mehr als einmal das Dong Open Air (dreimal, um genau zu sein). Und ich muss gestehen: Langsam finde ich’s etwas langweilig, dass hier immer die gleichen Bands spielen. Ob die übrigen Zuschauer das ähnlich sehen, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es auch dran, dass CONTRADICTION ja aus der Gegend stammen (naja, fast) und man sie hier oft genug sehen kann. Auf jeden Fall finden deutlich weniger Leute den Weg vor die Bühne als noch bei den beiden davor spielenden Bands. Auch von Seiten der Presse gibt es scheinbar weniger Interesse, denn wir sind erstaunlich wenige Leute im Graben. CONTRADICTION sind jedoch zu professionell um sich von sowas abschrecken zu lassen. Sie ziehen kompromisslos ihr Ding durch und die Zuschauer, die da sind, machen auch ordentlich mit, so dass es eine gute Pogerei vor der Bühne gibt. Alles in allem ein guter Auftritt, aber ein Fan von CONTRADICTION werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr.


GOD DETHRONED
Die nächste Band stammt mal wieder aus den Niederlanden. GOD DETHRONED, die es in der Vergangenheit immer mal wieder gab und mal wieder nicht, sind derzeit mal wieder reformiert und haben sogar ein neues Album im Gepäck. Aus diesem gibt es dann so einiges auf die Ohren, unter anderem „On The Wrong Side Of The Wire“ oder „Annihilation Crusade“. Hier hat man nun das umgekehrte Problem wie zuvor CONTRADICTION. Das Zelt ist zwar gut gefüllt, dafür kommt nicht so wirklich Stimmung auf. Dabei hat mir die Band zu Beginn eigentlich ziemlich gut gefallen. Auf die Dauer ist mir die Musik dann aber doch zu gleichförmig und irgendwann wird es langweilig. Das Publikum sieht das jedoch anscheinend genau anders herum, denn gegen Ende gibt es dann sogar einen Circle Pit. Und als Sänger Henri Sattler den letzten Song, „Nihilism“, damit anpreist, dass dies ein perfekter Song für einen Circle Pit sei, da lässt man sich das nicht zweimal sagen. Da ging’s im wahrsten Sinn des Wortes ordentlich rund.


DARK TRANQUILLITY
Und dann kommt endlich einer meiner persönlichen Favoriten auf die Bühne. Warum DARK TRANQUILLITY allerdings nicht Headliner sein dürfen, sondern vor ICED EARTH ran müssen – das will ich nicht verstehen (ich weiß natürlich, welche Gründe das haben kann, und kann es schon verstehen. Ich will aber nicht). Mit „The Lesser Faith“ hauen die Schweden schon gleich zu Beginn des Auftritts einen ihrer besten Songs raus, so dass es von Anfang an rund geht und man im Graben aufpassen muss, dass man keinen Crowdsurfer an den Hinterkopf bekommt. Doch es kommt noch besser. Wie sollte es auch anders sein. Der Fünfer hat ja mittlerweile so viele Hits in seinem Fundus, dass schwer wird, zu entscheiden, welche Songs man nicht spielt. Vor allem, wenn der Auftritt so kurz ist wie heute Abend. „The Science Of Noise“, „The Treason Wall“, ein Kracher nach dem anderen wird rausgehauen. Und am Schluss gibt es dann noch „The Wonders At Your Feet“, „Monochromatic Stains“ und zum Höhepunkt „Misery’s Crown“. Wer da noch keine Nackenschmerzen hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. DARK TRANQUILLITY waren, wie immer eigentlich, eine Macht und es macht einfach nur Laune, diese Band live zu erleben.
Setlist DARK TRANQUILLITY:
Force Of Hand
The Lesser Faith
Atoma
The Science Of Noise
The Treason Wall
Forward Momentum
Terminus (Where Death Is Most Alive)
The Wonders At Your Feet
Monochromatic Stains
Misery’s Crown


ICED EARTH
Und obwohl ich DARK TRANQUILLITY gerne als Headliner gesehen hätte, sind ICED EARTH natürlich der Höhepunkt des Tages. Seit ihrem letzten Auftritt auf dem Berg ist die Band ja quasi runderneuert, so dass nur Jon Schaffer und Brent Smedley bereits hier gespielt haben. Damals, 2011, beim hochemotionalen Abschiedskonzert von Matt Barlow, bei dem die Amerikaner so gut waren, dass ich sie mir eigentlich nie wieder ansehen wollte, um mir dieses Bild nicht zu zerstören. Hab‘ ich natürlich nicht durchgehalten, denn Stu Block konnte mich sofort überzeugen. Mit den anderen neuen Mitgliedern, die anscheinend bevorzugt aus ehemaligen Supportacts rekrutiert werden, habe ich da schon eher Gewöhnungsprobleme. Aber immerhin ist Brent Smedley wieder am Start. Die Band legt gleich mal mit einem Song vom aktuellen Album, das mich allerdings nicht gerade von den Socken gehauen hat, los, bevor man dann ein paar Klassiker raushaut. „Burning Times“ und „Pure Evil“ bringen das Zelt instant zum kochen, von Anfang an sind Massen an Crowdsurfern unterwegs und mitsingen kann diese Songs sowieso jeder. Aber ICED EARTH haben beim Dong-Publikum wohl sowieso einen Stein im Brett und werden von der ersten bis zur letzten Minute abgefeiert. Aber was willste bei Songs wie „Dystopia“ oder „My Own Savior“ auch anderes machen? Fast schon traditionell endet der Auftritt mit „Watching Over Me“, das vom kompletten Zelt mitgesungen wird. Und damit ist der Aufritt auch viel zu früh zu Ende. Mal ehrlich, das war wirklich etwas kurz. Eine Band, die dermaßen abgefeiert wird, dürfte gerne auch noch eine gute Zugabe spielen.
Setlist ICED EARTH:
Great Heathen Army
Burning Times
Pure Evil
Vengeance Is Mine
Seven Headed Whore
I Died For You
V
Cthulhu
Slave To The Dark
My Own Savior
Dystopia
Watching Over Me


Freitag, 14.07.2017 (Fotos: Anne)
Samstag, 15.07.2017
Und wieder beginnt mein Tag mit einer Beschreibung der Duschen (ich bin ja reinlich und piefig und muss jeden Tag duschen, wenn ich die Möglichkeit habe). Die Länge der Schlange sollte mich abschrecken, aber wie das auf dem Dong nach den vielen Jahren so ist: Ich treffe eine Bekannte und gemeinsam schnackend vergeht die Stunde Wartezeit dann doch wie im Fluge. Zurück am Zeltplatz werde ich dann köstlich unterhalten mit den Geschichten der vergangenen Nacht über die Art und Weise wie gewisse Bandmitglieder einer gewissen Band, die hier nicht genannt werden soll, Einlass in ihr Zelt begehren und welche Hilfestellungen sie dabei benötigen. Muahahaha.
STORM SEEKER
Den Reigen eröffnen heute STORM SEEKER. Die stammen aus Neuss und gehen damit als Lokalmatadoren durch. Das merkt man auch an der umfangreichen Fanschar, die die Band mitgebracht hat und die schon beim Soundcheck für ordentlich Stimmung sorgen. Auch das Zelt ist schon richtig gut gefüllt und das Publikum macht alles mit. Man weiß jetzt nicht, ob es am Lokalmatadorentum oder eben an der musikalischen Ausrichtung liegt. Denn Pirate Metal ist ja doch eher was fürs Partyvolk, das man auf Festivals sehr häufig findet. Die Band interagiert viel mit den Zuschauern, die sich gerne auf das ein oder andere Mitsingspielchen einlassen und STORM SEEKER auch schon gleich den ersten Crowdsurfer des Tages bescheren. Mein Ding isses jetzt nicht unbedingt, aber immerhin ist es sehr melodisch und es die perfekte Musik zum Wachwerden. Den Zuschauern aber gefällt es so gut, dass sich auch noch eine Zugabe fordern. Und auch nach der hat man noch nicht genug, sondern will noch eine weitere hören. Die ist dann aber doch nicht mehr drin, denn es wollen ja auch noch andere Bands spielen.


SPOIL ENGINE
Unter der großen Popularität von STORM SEEKER haben dann SPOIL ENGINE zu leiden. Denn scheinbar brauchen viele, die bei der Band davor noch Party gemacht haben, jetzt erst mal eine Pause und so zeigt sich das Zelt doch deutlich geleert. Dabei vollbringt der Fünfer etwas durchaus Historisches: Nach all den Jahren sind sie tatsächlich die erste belgische Band auf dem Dong Open Air. Aber trotz der verringerten Zuschauerzahl können die Belgier von Anfang an überzeugen, schon beim zweiten Song formiert sich eine Wall Of Death. Alle Songs, die sie heute spielen, sind vom aktuellen Album, die älteren lässt man außen vor. Sängerin Iris entpuppt sich als echte Frontsau und kann das Publikum immer wieder anheizen. Aber generell können SPOIL ENGINE musikalisch überzeugen und machen einfach nur Spaß. Wer mal die Gelegenheit hat, diese Band live zu sehen, der sollte diese auch nutzen.


MUNARHEIM
MUNARHEIM sind eine der zahlenmäßig stärksten Bands auf dem diesjährigen Dong Open Air. Mit acht Leuten bevölkern sie die Bühne und präsentieren ihren wilden Mix aus Folk und Black Metal mit deutschen Texten. Und das funktioniert besser, als man erwarten könnte. Auch dass man sich gleich zwei Flötistinnen leistet, ist eher ungewöhnlich. Aber dass die Band etwas anders tickt als anderer Leute Kinder, das merkt man spätestens, als sie mit Konfetti um sich werfen „weil wir das schon immer wollten“. Das führt zwar zu leichter Verstörung auf Seiten des Publikums, nichtsdestotrotz kann der charismatische Sänger Pascal Pfannenschmidt die Zuschauer mit Leichtigkeit um den Finger wickeln. Wenn er nicht grade Rotwein, wahlweise aus einem Kelch oder direkt aus der Pulle trinkt. Von den Coburgern habe ich bisher noch nie etwas gehört, aber ich bin wirklich positiv überrascht. Denn der Mix aus Black und Folk funktioniert hier hervorragend. Kein Wunder, dass am Ende des Auftritts noch eine Zugabe gefordert wird. Schade nur, dass nur so wenige Leute vor die Bühne gefunden haben – MUNARHEIM hätten auf jeden Fall einen größeren Zuschauerzuspruch verdient gehabt.
Setlist MUNARHEIM:
-
Flammenheer
Stolzes Wesen Mensch
Urkraft
Leben
Ruhelos
Sehnsucht
Liberté
Unter den Sternen


COPIA
COPIA sind ein weiteres Novum auf dem Dong Open Air. Denn sie sind die erste Band aus Down Under, die hier aufspielt. Der Fünfer aus Melbourne hat sich dem Metalcore verschrieben und damit weiß ich eigentlich schon, dass ich wohl kein Fan der Truppe werde. Die Australier liefern eine schnelle und energiegeladene Show ab, die kein Pardon kennt und ich muss sagen, dass sie mir in ihren melodischeren Momenten dann doch ganz gut gefallen. Dafür scheinen COPIA aber genau den Nerv der Zuschauer zu treffen, denn die gehen richtig gut mit, am Ende des Auftritts gibt es sogar COPIA-Sprechchöre und die Australier können diesen Auftritt wohl als vollen Erfolg verbuchen. Ich muss jedoch gestehen, dass für meinen Geschmack auch gerne noch etwas spannender hätten sein dürfen.


ELVENKING
Mit ELVENKING stehen anschließend wieder alte Bekannte auf der Bühne. Die Italiner sind nun auch schon zum dritten Mal nach einer langen Dongpause wieder mit von der Partie. Die Wiedersehensfreude beruht auf Gegenseitigkeit, so wie Sänger Damna betont, dass die Band sich freut, zurück zu sein, so freudig wird die Band auch vom Publikum empfangen. Das einzige, was ich nicht verstehe, ist die Kriegsbemalung, die die Band neuerdings trägt. Vor allem diese enorme Kreativität, die Sänger Damna dabei an den Tag gelegt hat, lässt mich etwas sprachlos zurück. Aber bitte. Dafür verrät man den Fans aber, wann das neue Album erscheinen wird, und dass es auf den Namen „Secrets Of The Magic Grimoire“ hören wird. Auch der neue Drummer Lancs darf sich über eine Vorstellung freuen. Insgesamt sind ELVENKING wieder einmal eine willkommene melodiöse Abwechslung im doch eher thrashlastigen Dong-Billing auch wenn ich zugeben muss, dass mir der zum Kitsch neigende Folk der Italiener mit zunehmendem Alter immer weniger gefällt. Auf dem Dong werden sie jedoch immer Freunde finden und so ist es auch dieses Mal kein Wunder, dass am Ende des Auftritts noch eine Zugabe gefordert wird. Schade, dass es keine gibt.
Setlist ELVENKING:
The Manifesto
King Of The Elves
Elvenlegions
The Wanderer
Moonbeam Stone Circle
Pagan Revolution
The Divided Heart
Era Theme
The Loser


LORD VIGO
Mit LORD VIGO kommt nun eine Band auf die Bühne, die wohl zu den unterschätztesten des ganzen Festivals gehört. Nur sehr wenige Menschen verirren sich vor die Bühne – völlig unverständlich. Und das, obwohl sie die einzige Doomband des Festivals sind. Das ist wohl eher nicht so das Ding der meisten Zuschauer. Und dabei verpassen die ganz schön was. Denn LORD VIGO zeigen, dass Doom beileibe nicht langweilig ist, wie viele ja immer noch glauben (warum eigentlich?). Und zwar nicht nur musikalisch, sondern die Pfälzer haben auch einiges an Show zu bieten. Sei es nun Sänger Vinz Clortho, der nicht nur mit Stimme, sondern auch mit Helm (und Handschuh!) zu begeistern weiß (der ist ja nicht umsonst als Instrument bei der Bandbeschreibung aufgeführt!) oder Bassist Zuul, dessen Ketten in den ruhigen Passagen oft lauter rasseln als die Musik. Außerdem hat er tolle Moves drauf und schafft es, beim Griff nach der Sonnenbrille gleich auch noch den Sender seines Basses zu verlieren. Während des letzten Songs spielt er dann auch noch auf den Schultern eines Zuschauers sitzend (gut, das ist abgesprochen, macht aber trotzdem für alle anderen ordentlich was daher). Mir jedenfalls hat die Show des Vierers gefallen und wer nicht da war, der ist selber schuld. Ich würde mich freuen, wenn öfter mal solche Bands auf dem Dong spielen würden. Und ich würde gerne wissen, was das Geheimnis der Frisur von Vinz Clortho ist. Wie schafft man es, nach dem Tragen dieses Helms eine Frisur zu haben, die nicht total plattgedrückt ist sondern tatsächlich noch wie eine Frisur aussieht?
Setlist LORD VIGO:
Babylon The Great Intro
Vigo von Homburg-Deutschendorf
Blackborne Souls
Ishtar – Queen Of The Night
When The Bloodlust Draws On Me
In Pago Aquilensis (Odium)
Eternal Saviour


CROSSPLANE
Mit der nächsten Band betreten wieder alte Bekannte die Bühne, und zwar äußerst beliebte alte Bekannte. Die Band um Sänger … ist einfach grundsympathisch und gute Musik machen die auch noch. In bester MOTÖRHEAD-Tradition gibt es hier eine gute Portion ordentlichen Rock’n’Roll auf die Ohren. Langjährige Dongbesucher wissen das, aber auch die Neulinge finden sich nach und nach im Zelt ein, so dass CROSSPLANE eine der wenigen Bands ist, die es schafft im Laufe des Auftritts immer mehr Zuschauer ins Zelt zu ziehen. Dazu trägt nicht nur die geile Mucke, sondern eben auch die sympathischen Ansagen von Sänger Marcel Mönnig bei. Sei es jetzt das obligatorische „Prost ihr Säcke!“ bei dem das „Prost du Sack!“ so laut zurückschallt, dass er nur fröhlich grinsend „Ich liebe das Dong!“ sagen kann. Oder Ansagen wie bei der Bandvorstellung „Und ich bin der Marcel und darf hier auch mitspielen.“. Bei so viel guter Stimmung lässt auch ein Circle Pit nicht lange auf sich warten, auch wenn das jetzt meiner Meinung nach nicht wirklich zu Hardrock passt. Aber Hauptsache, die Leute haben Spaß. Und spätestens bei „Rollin‘“ steht sowieso das ganze Zelt Kopf. Kein Wunder, dass da noch eine Zugabe gefordert wird. Dafür geht die Band dann einmal von der Bühne und kommt sofort wieder, denn Marcel „mag das so gern!“ Dann gibt es auch noch ein paar Mitsingspielchen und „Dance With The Devil“ markiert dann den Abschluss des Auftritts. Der wieder einmal viel zu kurz war. CROSSPLANE mögen eine der kleineren und unbekannteren Bands sein, aber bei der Stimmung, die sie verbreiten hätten sie locker auch auf einem noch späteren Slot spielen können. Vielleicht beim nächsten Mal.


GLORYHAMMER
GLORYHAMMER sind auf dem Dong in guter Gesellschaft. Haben doch schon die GRAILKNIGHTS das Festival im Sturm erobert. Und GLORYHAMMER sind ja irgendwie auch nur die internationale Version der GRAILKNIGHTS. Allerdings mussten diese sich ja erst hocharbeiten, GLORYHAMMER haben es da dank Mitglied Chris Bowes, seines Zeichens auch Sänger und Keyboarder bei ALESTORM deutlich leichter. Allerdings nur, wenn man es weiß, denn Chris verkleidet sich so stark, dass man ihn gar nicht erkennt, wenn man nicht weiß, wer unter der Kapuze steckt. Dennoch kann die Truppe richtig viele Leute vor die Bühne ziehen, das Zelt ist gerammelt voll, voller als bei so manchem Headliner. Da geht die „Cyborg Power“ wohl voll auf. Die Band kommuniziert viel mit dem Publikum, pickt sich auch mal einen raus, mit dem man sich direkt unterhält. Der wird spontan auf den Namen Hansi getauft, denn so heißen ja alle Deutschen. Der Protest von Hansiseite wird nur insofern anerkannt, dass aus Hansi jetzt Hansi-Thorsten wird. Daneben gibt es auch noch jede Menge Mitsingspielchen, denen sich das Publikum willig ergibt. Ansonsten folgt Crowdsurfer auf Crowdsurfer und die vorderen Reihen haben gut zu tun. Da braucht man auch kein Fitnessstudio mehr. CLORYHAMMER sind eine Spaßtruppe und erfüllen alle Erwartungen. Insofern haben sie alles richtig gemacht und ab und zu muss man ja auch einfach mal Spaß haben/machen.
Setlist GLORYHAMMER:
Infernus Ad Astra
Legend Of The Astral Hammer
Hail To Crail
Rise Of The Chaos Wizards
Magic Dragon
Goblin King of the Darkstorm Galaxy
The Hollywood Hootsmen
Angus McFife
Universe On Fire
The Unicorn Invasion Of Dundee


MEMORIAM
Krasser könnte der Gegensatz nun nicht sein. Nach den Spaßmachern von GLORYHAMMER folgt nun der bittere Ernst. MEMORIAM, bestehend aus Mitgliedern der aufgelösten BOLT THROWER und BENEDICTION fluten das Dong mit groovigem Old School Death Metal der Marke Birmingham. Hier ist, um es mit den Worten meines Mannes zu sagen, stumpf Trumpf. Eigentlich ist derartiges Geboller ja nicht so wirklich meine Baustelle. Aber irgendwie ziehen sie mich dann spätestens mit „Nothing Remains“ (das übrigens erst auf dem nächsten Album enthalten sein wird), das Sänger Karl Willets über seine an Demenz leidende Mutter geschrieben hat, dann doch auf ihre Seite. Dass man aber auch fröhlich sein kann, das beweist Karl Willets schon ganz am Anfang, als er mit zwei riesigen aufblasbaren Penissen (mit Autogrammen der Band drauf) auf die Bühne marschiert und begeistert die „Dongs for Dong“ ins Publikum wirft. Wie so viele Englischmuttersprachler amüsiert er sich köstlich über den Namen des Festivals. Auch das Publikum hat sichtlich Spaß. Zu Beginn ist das Zelt zwar deutlich leerer als noch bei GLORYHAMMER, aber offensichtlich zieht der Sound, denn zum Ende hin versammeln sich immer mehr Zuschauer im Zelt. Und ich muss sagen: Geil war’s.


IN EXTREMO
IN EXTREMO sind bekannt für ihre beeindruckenden Pyroshows. Und die sollen jetzt auf dem Dong spielen? Ohne Pyros? Oder mit Pyros im Zelt? Ob das gut geht? Und wie das geht! Wie so oft bei massivem Pyroeinsatz dürfen wir Fotografen erst nach einigen Songs in den Graben und verfolgen den Beginn der Show von der Seite aus. Und IN EXTREMO lassen sich nicht lumpen und zünden ein ordentliches Feuerwerk. Nicht nur bei den Pyros, auch songtechnisch gibt es eine Setlist, die wohl jeder mitsingen kann, der schon mal auf einem Festival war. Ja, es ist eine typische Festivalsetlist, aber darum spielt man ja auch auf einem Festival. So macht die Band dann richtig Spaß. Und dass auch richtig große Bands, die schon so ziemlich überall gespielt haben, noch immer überrascht werden können, auch das zeigt sich auf dem Dong, als ein von Kopf bis Fuß komplett in Folie eingewickelter Crowdsurfer Richtung Bühne getragen wird (der sich, wenn er nicht gerade crowdsurft, nur hüpfend fortbewegen kann), da muss Sänger Das Letzte Einhorn doch sagen: „Ich habe in meinem Leben ja schon sehr viel gesehen, aber sowas hab‘ ich noch nicht erlebt…“. Tja, da muss man durch, wenn man auf dem Dong spielen will. Den Rest des Auftritts schaue ich mir von hinten an, da kommt die ganze Licht- und Pyroshow der Band einfach besser zur Geltung. Und als beim letzten Song vor der Zugabe mächtig viele Luftschlangen und Flitterglitter verschossen werden, da stehe ich außerhalb der gefährdeten Zone und kann genüßlich beobachten, wie die Luftschlangen sich mit den Abspannseilen des Zeltes verbinden. IN EXTREMO spielen eine Show, die auf der einen Seite auf Nummer sicher geht, auf der anderen Seite aber eben auch einfach Spaß macht. Auf Platte kann ich mir die Band wirklich nicht geben, da halte ich kein Album am Stück aus. Aber live, Feuer und Krach, da ist das was ganz anderes. Und es war schön, mal einen Headliner auf dem Dong zu haben, der es wirklich richtig krachen lässt und der zeigt, dass Pyros auch in Zelten funktionieren (können). Gerne wieder.
Setlist IN EXTREMO:
Intro/Requiem
Feuertaufe
Zigeunerskat
Vollmond
Störtebeker
Gaukler
Unsichtbar
Nur Ihr Allein
Quid Pro Quo
Lieb Vaterland
Rasend Herz
Roter Stern
Frei Zu Sein
Küss Mich
Black Raven
Sängerkrieg
Sternhagelvoll
Moonshiner
----------------------------
Liam
Spielmannsfluch
Piske Palve


Samstag, 15.07.2017 (Fotos: Anne)
Fazit:
Auch im Jahr 2017 war das Dong Open Air wieder ganz großes Kino. Dieses Mal hat man offensichtlich auch dem Wettergott im Vorfeld die richtigen Opfer gebracht, denn das Wetter hätte besser nicht sein können. Nicht zu heiß und nicht zu kalt, trocken, kaum Matsch – Metallerherz, was willst du mehr?
Auch bei den Essensständen scheint sich mittlerweile alles eingepegelt zu haben, hier gibt es kaum Veränderungen und nicht wirklich etwas, was gegenüber dem letzten Jahr erwähnenswert wäre. Außer dass der Veganstand berechtigterweise wieder expandiert ist und das Softeis zwar immer noch ganz und gar unmetallisch, aber trotzdem lecker ist.
Was mich aber von Jahr zu Jahr mehr stört: Zum einen spielen gefühlt immer die gleichen Bands. Da hat man hunderte von Bewerbungen vorliegen, könnte so vielen Nachwuchsbands eine Chance geben, aber dann hat man am Ende doch das Gefühl, dass fast nur die Kumpels der Orga spielen. Natürlich ist das auch eine Gratwanderung. Auch ich freue mich, wenn Stimmungsgaranten wie CROSSPLANE zum wiederholten Male spielen, wenn Bands wie ACYL oder SKYCLAD, die man außerhalb des Dongs in Deutschland ja fast gar nicht zu sehen bekommt, hier immer wieder spielen. Aber irgendwie geht damit auch der Spirit des Festivals verloren. So ein wenig zumindest. Ihr seht, ich bin selber hin- und hergerissen mit meiner Meinung.
Was mich aber wirklich stört: Die Bierstände auf dem Campinggelände. Einmal am Haldenhaus, und dann an diesem dubiosen Zelt, dessen Sinn und Zweck ich noch immer nicht verstanden habe. Diese Bierstände ziehen nur Zuschauer von den Bands ab. Natürlich ist es total schön, den ganzen Nachmittag süffelnd am Haldenhaus abzuhängen und die Landschaft und die Aussicht zu bewundern. Aber ein paar Hundert Meter weiter spielen Bands, die auch gerne bewundert werden würden. Und die so manch einem Haldenhaustrinker auch gefallen würden, wenn er nur etwas davon hören würde.
Früher, da gab es nur den einen Bierstand in Bühnennähe. Wer ein kühles Getränk wollte, der musste dahin. Und hat so zwangsläufig die Band gehört, die gerade spielte. Und wenn das dann gefiel, dann blieb man. Heute bleiben viele Bands von vielen ungehört. Das sieht man deutlich am Zuschaueraufkommen. Das war doch gerade das schöne, was früher das Dong ausgemacht hat. Auch bei den unbekanntesten Bands, auch mittags um 12:00 war das Zelt immer gut gefüllt. Jede Band hatte mehr oder weniger viele Zuschauer. Heute verteilt sich das Publikum über den ganzen Campingplatz und die unbekannteren Bands spielen vor maximal halbvollem Zelt. Es ist eine Schande, wenn eine Band wie LORD VIGO vor so wenigen Leuten spielt. So. Das musste mal gesagt werden.
Davon abgesehen ist das DONG OPEN AIR nämlich immer noch mein Lieblingsfestival. Gemütlich, familiär und dennoch professionell. Es ist schön, jedes Jahr immer wieder die gleichen Leute zu treffen und es ist schön, wenn man die Bands, die spielen, auch persönlich kennt. Es ist schön, dass es nur eine Bühne und keine Überschneidungen gibt. Und dass eigentlich alles immer super funktioniert auch wenn es an der ein oder anderen Stelle mal hakt. Bleibt einfach so, wie ihr seid! (Anne)
Impressionen (Fotos: Anne)
