Hämatom - Wenn Man Vom Teufel Spricht

Haematom_-_Wenn_Man_Vom_TeufelAha, die nimmermüden Franken HÄMATOM machen sich ein weiteres Mal mit einem neuen Album auf den Weg - die letzten beiden Scheiben "Wut" und "Stay Kränk" konnten mich allerdings nicht wirklich überzeugen; das war mir alles textlich wie auch musikalisch zu halbgar.

Dementsprechend skeptisch, aber gleichermaßen gespannt war ich auf das neue Machwerk - würden die vier Himmelsrichtungen endlich die viel zitierte Kurve kriegen?

Nun, ich bin tatsächlich überrascht worden: Auf allen Ebenen runderneuert, fährt mir "Wenn Man Vom Teufel Spricht" aber mal richtig gut in die Lauscher! Das liegt zum einen am warmen, recht rockigen Sound und zum andern an den endlich gereifteren Texten. Okay, ob man "Totgesagt Doch Neugeboren", als Opener und einer zweiten Version am Ende der Scheibe mit seinem schmissigen ONKELZ-Pathos hier als Parade-Beispiel anführen kann, ist strittig - aber Rilke wird man von HÄMATOM eh nicht erwarten. Dennoch ist der Refrain griffig gehalten und insgesamt geht (zumindest Version 1) gut rockend nach vorne; bei Teil 2 sind sogar Pat von FIDDLER´S GREEN und Philipp von FREI.WILD als Verstärkung am Mikro - ihr seht, da sollen durch kräftiges Namedropping neue Publikumsschichten erschlossen werden.

Dem setzt das Quartett mit "Sturm" noch eins drauf; hier hat ist der Refrain aber mal 1A-FREI.WILD-kompatibel; zu diesem Zeitpunkt wunderte ich mich schon ein wenig, in welche Richtung HÄMATOM auf "Wenn Man Vom Teufel Spricht" gehen wollen - ONKELZ-Kopien gibt es ja nach wie vor mehr als genug!

Aber keine Bange: Die modern-metallische Schlagseite ist der Band nach wie vor erhalten geblieben, die Double-Bass setzt im Verlauf der Scheibe stetig sehr viele Akzente und die Verbundenheit zu den Maskenmännern aus Iowa zeigt sich gerade bei "Es Ist Nicht Alles Gold Was Glänzt" oder "Fluch Oder Segen" - bei Ersterem punktet man auch auf textlicher Ebene mit Kritik an der Überflussgesellschaft.

Mit "Man Muss Nicht Sterben, Um In Der Hölle Zu Sein" und "Afrika" öffnen sich HÄMATOM gar dem Metalcore-Sektor, auch wenn das Riffing das übliche Melodic-Death-Klischee darstellt ein weiterer Pluspunkt. "Wer Hat Angst" greift das Thema "Katholiken-und-ihre-Schäfchen" auf und mischt RAMMSTEIN-Parts mit Geknüppel.

Noch nicht ganz entschieden habe ich über "Circus Maximus" sowie dem EAV-Cover "Neandertal": Die Zirkus-Parade mit "Nja-nja-nja"-Parts und "Neandertal" mit "Uh Uh Ah"-Gesang sind textlich wieder auf der richtigen Seite, musikalisch interessant allemal, aber irgendwie erzwungen - like it or hate it!

Zusammengefasst sehe ich bei HÄMATOM wirklich in Gegensatz zu früher einige Lichtblicke, "Wenn Man Vom Teufel Spricht" enthält wirklich einige sehr gute Tracks, variiert musikalisch wie nie zuvor und ist mitunter offensiv auf das Publikum der oben genannten Bands aus - ich hebe die Band zum ersten Mal in den grünen Bereich und bin auf den weiteren Weg der Band gespannt! (Brix)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:39 min
Label: Soulfood Music
Veröffentlichungstermin: 30.09.2011