Cult of luna - Eternal kingdom

cultofluna_eternal.jpgDie Schweden CULT OF LUNA gehören ohne Zweifel neben ISIS und PELICAN zu den Post-Metal-Pionieren. Dieser noch sehr junge Stil zeichnet sich vor allem durch seine atmosphärische Dichte, einen starken Hang zur Melancholie, krude Riffformationen und vielseitige Einflüsse aus. Manifestiert wurde der Ruf der Formation vor allem auf ihrem dritten Longplayer, dem trostlosen 2004er Meisterwerk „Salvation". Nachdem man sich auf „Tales along the Highway" in etwas anstrengende Härte flüchtete sucht man jetzt sein Heil in eher progressiv angehauchten Soundlandschaften. Damit versucht der Achter nun völlig dem ewigen Schatten von NEUROSIS zu entkommen. Das könnte mit dem neuesten Output "Eternal Kingdom" sogar gelingen. Nebenbei sorgt auch das Album-Konzept für Furore und offene Münder. 

Bei dem Umzug in den neuen Proberaum, der sich in einem ehemaligen Sanatorium befindet, fand man beim Aufräumen das Tagebuch eines Holger Nilsson, der dort Patient war. Der psychisch gestörte Mann wurde des Mordes an seiner Frau bezichtigt. Er selbst hält sich für unschuldig, zeigt in dem titelgebenden Schriftstück die Welt aus seiner Sicht auf. Hiernach ist ein Dämon namens Ugin der Mörder seiner Frau und er wollte sie retten als sie in einem Bach ertrank. Als er wieder aufwachte befand er sich in der Welt von Ugin, die von den Betulas, seinen bösen Schergen beherrscht wird.

Ob ihm das vor Gericht viel half darf bezweifelt werden, aber für eine Story kommt dieser Wahnsinn gerade wie gerufen. Und so baut sich „Eternal Kingdom" komplett auf diese Aufzeichnungen auf. Was sich nun verstört anhört, das ist es auch, wie schon die ersten Töne belegen.
Eine bedrückende Düsternis verströmende Atmosphäre begleitet einen durch das komplette Werk. Über beklemmende Soundlandschaften und monoton wabernde, teils federnde Bassläufe legen sich verschrobene, offene, stets präsente Akkorde. Die angesprochenen progressiven Versatzstücke äußern sich vor allem in den ständigen Variationen der Akkordfolgen, womit eine unglaubliche Spannung erzeugt wird.
Dabei spielt die Band auch viel mit laut/leise-Dynamik fällt von fast gänzlicher Stille zu bedrückender, klagender Opulenz. Soundwogen werden nach Bedarf anschwellen und abklingen gelassen. Darüber legen sich massenweise schleppende, harsche Riffs und gelegentliche in den Hintergrund gerückte Leadpassagen. Die Instrumentals wie „Osterbotten" sind sogar aufreizend minimalistisch arrangiert kommen oft nur mit Glocken und akustischen Gitarren daher.

Das Schlagzeugspiel von Thomas Hedlund und Magnus Lindberg zeichnet abgefahrene, komplexe Rhythmusfiguren. Die Drums ertönen mantra-artig, sehr hypnotisch, fast betörend aber auch fein akzentuiert. Klas Ryberg schreit mit seinen heiseren, röchelnden, manischen und verzweifelten Vocals die ganze innere Spannung hinaus.
Einzelne Stücke besonders heraus zu heben entzieht sich der Unmöglichkeit, denn „Eternal Kingdom" wirkt vor allem in seiner Gesamtheit. Der Dreher ist ein durchgehendes Wälzen in dem Irrsinn seiner Geschichte, welche die Seele des Holger Nilsson aufgefressen hat. Die unaufhaltsam sich dem Ende entgegen schleppende Klangwand wird nur von den lodernden Ausbrüchen zerschnitten, bei denen die Band urplötzlich aus der Lethargie bricht.
Dabei entfaltet sich eine gebremste und daher intensivere Wut, wie wir sie von ihren Landsleuten MESHUGGAH her kennen. Die Drums hämmern nur noch einzelne heftige, treibende Töne, verweigern endgültig jeglichen Groove. Die Gitarren wirken durch allerhand Effekte aufwühlend verzerrt, was die Zerrissenheit noch steigert.

Ein Album nicht über die Schattenseiten des Lebens, sondern darüber nur noch im Schatten zu vegetieren. Ohne Hoffnung, gefangen in sich selbst. CULT OF LUNA bringen das überzeugend rüber und können so ein weiteres Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte schreiben. Sicherlich schwer zu konsumieren, aber wer sich auf diesen Trip einlässt wird wahre Abgründe erkennen und musikalisch viel entdecken. Suizidgefährdete sollten eher Abstand von „Eternal Kingdom" nehmen, es sei denn sie meinen es ernst. Dann könnte es sehr schnell gehen, das einzige Mal bei dieser Scheibe. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit:  61:16 min
Label: Earache Records
Veröffentlichungstermin: 13.06.2008

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