Ephrat - No one´s words

ephrat_words.jpgIsrael ist jetzt nicht gerade das Kernland der Rockgeschichte, doch in letzter Zeit tauchen immer mehr Acts aus dem Land in der Szene auf. ORPHANED LAND seien da zuerst zu nennen, aber auch Musiker wie Aviv Geffen. Dieser wurde vor allem durch seine Freundschaft und sein Projekt BLACKFIELD mit Steven Wilson bekannt. Das PORCUPINE TREE -Oberhaupt scheint im übrigen eine Affinität für die östliche Mittelmeernation zu haben. Was das alles mit „No one´s Words", dem Debüt von EPHRAT zu tun hat? Nun, der Mann war darauf für den Mix zuständig. Die neue Formation ist das Kind von Omer Ephrat, dessen geistiges Kind diese ist und der sich nun anschickt von seiner Heimat aus der Prog-Welt neue Impulse geben zu wollen.

Den Kontakt mit Wilson hat Omer Ephrat aber seiner eigenen Initiative zu verdanken, als er ihn vor zwei Jahren anschrieb. Alle Kompositionen stammen aus der Feder des Namensgebers, der ebenso alle Gitarren, Keyboards und Flöten einspielte. Nur die Rhythmus-Truppe bekleiden Gili Rosenberg und  BLACKFIELD-Drummer Tomer Z, während Lior Seker das Mikro schwingt.
Musikalisch erstrecken sich die Einflüsse über eine große Bandbreite, reichen von den Anfängen der progressiven Musik in den frühen Siebzigern bis zu Querverweisen an aktuelle Acts. Auch der alternative Rock der frühen Neunziger spielt im Klangkosmos der Israelis eine große Rolle. Nach dem leicht spacigen, von elektronischen Spielereien geleiteten Intro geht der Opener „The Show" in Gesangslinien über die so auch von ALICE IN CHAINS stammen könnten. Die immer wieder duellierenden Lead-Fills verstärken den Eindruck sogar noch. Gleiches kann man auch von „Better than anything" behaupten, der stilistisch ähnlich gelagert ist.

Aber nicht auf allen Liedern ist Lior Seker zu hören, denn Omer Ephrat hat sich weitere prominente Hilfe ins Boot geholt. Da wäre zum einen Petronella Nettermalm von den schwedischen Alternative-Proggies PAATOS, die „Haze" mit ihrem Gesang veredelt. Diese Nummer beginnt sehr trip-hoppig mit stärkerem Einsatz elektronischer Instrumente wendet sich dann aber mit dem Wechselspiel aus akustischen und elektrischen Gitarren eher Einflüssen von Bands wie THE GATHERING zu.
Der zweite Gast ist Daniel Gildenlöw von den ebenfalls schwedischen PAIN OF SALVATION, dessen Stimme auf dem vierteiligen „The Sum of Damage done" zu hören ist. Der Titel kommt mit seinen retro-rockigen Anklängen, die manchmal in Richtung Hardrock schielen in die Nähe von AYREON, was aber auch an Gildenlöws Organ liegen kann, der bei den niederländischen Rock-Oper-Giganten mit dabei ist.

Psychedelisch geht es dann auf dem abschließenden fast zwanzigminütigen „Real" zu, das sogar mit Bläsersätzen aufwartet und recht krude einsteigt. Der Song vereint dann alle Stärken von EPHRAT, die schönen instrumentalen Wechselspiele zwischen schweren Orgeln und metallischen Riffs, die schwebenden Akustikpassagen oder die flächig treibenden sphärischen Gitarrenakkorde.
EPHRAT versuchen auch gar nicht ihre Wurzeln zu verleugnen, sondern bauen sie geschickt ein. Immer wieder ertönen orientalische Anklänge wie etwa im Eröffnungslied. Meist vorgetragen von der Akustischen und vom Flötenspiel Omer Ephrats, was ein wenig an ORPHANED LAND erinnert.

Was dieser Platte etwas fehlt ist aber das bindende Glied, der rote Faden, der die unterschiedlichen Einflüsse zusammen hält. Manchmal wirkt „No One´s Words" zu überfrachtet, zu überambitioniert. Die großen Momente hat man vor allem, wenn sphärische Gesangsmelodien von Gitarrenattacken durchschnitten werden und bei den sphärischen Soli, die an die Gruppen der Siebziger erinnern.
Auch der Mix von Steven Wilson kommt nicht druckvoll genug, zwar differenziert, aber auch ein wenig trocken. Da kann nicht die Wärme transportiert werden, die die Emotionen brauchen um richtig zum Ausdruck zu kommen. Hier hätte man sich eher mal ein wenig einschränken müssen. Auch fast nur Longtracks an den Start zu bringen macht ein Debüt nicht einfacher. Die einzige Nummer unter fünf Minuten ist das Instrumental „Blocked", was natürlich auch nicht als Ear-Catcher taugt.

Auch am Gesang von Seker müsste noch ein wenig gefeilt werden, fällt er doch im Vergleich zu Gildenlöws kraftvoller Stimme etwas ab. So bleibt unterm Strich ein vielversprechender Auftritt einer originellen Combo, die das Potential hat, tolle Progressiv-Musik zu schreiben. Dazu müsste man sich aber mehr auf die eigenen Stärken konzentrieren. (MetalPfälzer)

Bewertung: 7 /10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 59:42 min
Label: InsideOut
Veröffentlichungstermin: 22.08.2008