Da sich urwüchsiger Black Metal zumeist nicht gut genug verkauft, um den Ansprüchen von Major-Labels zu genügen, mische man diesen entweder mit Death oder Thrash Metal oder überflute die ursprüngliche Rohheit mit Melodie und Schnörkel.
Die hierdurch erreichte Massenkompatibilität mache man sich dann auf dem Absatzsektor zu Nutze, um den Rubel rollen zu lassen.
Unter eben dieses Schema könnten auch die dänischen Horror-Metaller FAIRYTALE ABUSE fallen, die ihren Schwarzmetall sowohl mit Death Metal kombinieren, als auch die Verspieltheit auf die Bildfläche zerren.
Musikalisch funktioniert dieses Vorhaben auch weitestgehend, denn von schlechten Eltern ist das aktuelle Werk "Perversions Of Angel VI" beim besten Willen nicht - im Gegenteil.
Zwar entfernt man sich von jeglichen Idealen, die dem Black Metal seine Gestalt verleihen, formt aber mit viel Geschick elf kleine Kronjuwelen, die in sich geschlossen bemerkenswert geradlinig ausgefallen sind und sich ihren Weg mitten hinein in das Nervensystem des Hörers bahnen.
Aufwendiges, effektiertes Gitarrenspiel schafft Atmosphäre, immer wieder greift das Keyboard ins Geschehen ein und vertont Dramatik und Erhabenheit - ich möchte fast sagen, FAIRYTALE ABUSE nähern sich mit ihrer melodischen Art einer schwermetallischen Oper an.
Voll ins Schwarze trifft auch der Gesang, der zwischen Grunz- und Kreischlauten hin und her pendelt und keine Abstriche in punkto Kreativität zulässt.
Angenehm transparent wurde die Produktion bewerkstelligt, die auch den Tieftöner und besonders das Schlagzeug vor dem Versinken bewahrt und diese beiden Instrumente nicht als Beiwerk, sondern als Leistungsträger fördert.
Eine Zielgruppe drängt sich mir für "Perversions Of Angel VI" förmlich auf - ästhetische Schöngeister mit Hang zu Düsternis und Dunkelheit. FAIRYTALE ABUSE hantieren nämlich viel zu präzise und akkurat, um als profaner Stimmungsmacher auf Headbanger-Parties ganz gleich welcher Stilrichtung verheizt zu werden - das würde auch nicht so recht zusammenpassen.
Man muss ihr Album schon mit Andacht und offenem, aufmerksamem Ohr geniessen, um die vielen versteckten Details wahrzunehmen und in sich aufzusaugen. Sehr gute Scheibe! (Bluttaufe)
Bewertung: 9,0 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 52:56 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 23.05.2008
