Viele Fans sind der Meinung, dass kein Weg an AVANTASIA vorbei führt, wenn einem der Sinn nach Bombast steht und man melodisch-symphonischen Metal mag. Um mich davon zu überzeugen mache ich mich an diesem Abend gespannt auf den Weg nach Luxemburg. Dort muß ich jedoch feststellen, dass sich Bombast nicht auf die Hallengröße bezieht, denn zur Überraschung vieler findet das Konzert nicht in der Rockhal statt, sondern im deutlich kleineren Club und auch dieser scheint nicht gänzlich ausverkauft.
Trotzdem lohnt es, sich rechtzeitig einen Platz zu sichern, denn AVANTASIA halten sich auch an diesem Abend nicht lange mit einer Supportband auf. Bereits mit den ersten Klängen von „Creepshow“ und dem Blick auf die große Bühne kommt man zu dem Schluss, dass tatsächlich alles größer gedacht wird bei AVANTASIA. Im Zentrum befindet sich vor der riesigen Videoleinwand ein schmiedeeisernes Tor zu dem eine Freitreppe hinaufführt. Rechts davon thront Keyboarder Michael Rodenberg und dahinter auf einer weiteren Ebene die allerlei Schabernack treibende Backgroundcrew Adrienne Cowan, Chiara Tricarico und Herbie Langhans. Links neben der Treppe bearbeitet Felix Bohnke das Schlagzeug, während sich an den beiden Seite des vorderen Bühnenbereichs Bassist André Neygenfind und die Gitarristen Sascha Paeth und Arne Wiegand befinden.
Dieser dreidimensionale Look ist sehr beeindruckend und da sich die Gitarrenfraktion meist sehr sparsam bewegt, haben Tobi Sammet und seine wie immer hochkarätigen Gastsänger viel Platz zum Austoben zur Verfügung.
Die schlechte Nachricht vorweg, Bob Catley von MAGNUM kann krankheitsbedingt nicht dabei sein, dafür gibt sich mehr als ein halbes dutzend toller Sänger die Ehre. Nacheinander treten Adrienne Cowan (SEVEN SPIRES), Chiara Tricarico (MOONLIGHT HAZE), Tommy Karevik von KAMELOT, Herbie Langhans (FIREWIND), Tausendsassa Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS), und MR. BIGs Eric Martin ins Rampenlicht. Außerdem mischt erstmals Kenny Leckremo von H.E.A.T. mit. Er legt eine mitreißende Performance hin, seine Begeisterung ist beinahe mit Händen zu greifen. Gefühlt ist er überall gleichzeitig auf der Bühne. Dementsprechend lautstark wird er vom bestens gelaunten Publikum gefeiert. Das ist übrigens von der ersten Minute an mit viel Energie bei der Sache und lässt sich auch von den zunehmend nerviger werdenden Daueranimationen der Sänger nicht von seiner guten Laune abbringen.
Unterdessen hat Tobias Sammet alles im Griff. Über die Konzertdauer entwickelt sich ein höchst amüsanter Running Gag zwischen ihm und dem Publikum zu den Songs des neuen Albums "Here Be Dragons". Besonders der bockstarke Titelsong kommt dann auch hervorragend beim Publikum an.
Und dann sind die Sängerwechselspiele schon in vollem Gange. Toll zu sehen sind die Interaktionen der Sänger miteinander, besonders gelungen bei „Reach Out For The Light“ zwischen Adrienne Cowan und Tobias Sammet. Während „Against The Wind“, oder „Let The Storm Descend On You“ geht es ordentlich zur Sache. Hier zeigt Kenny Leckremo sein ganzes Können. Auch das gemeinsam von Eric Martin und Ronnie Atkins dargebotene „Promised Land“ ist ein echtes Highlight. Die Gitarrenmänner gehen (endlich) steil, im Hintergrund albert Eric Martin mit der Backgroundtruppe herum. Überall passiert etwas, man kann sich gar nicht satt sehen.
Genau dies sind die stärksten Momente dieser Show, wenn nämlich die allzu hohen Töne etwas zurückgeschraubt werden, mit denen selbst Adrienne Cowan mitunter zu kämpfen hat. Dann aber rockt es gewaltig und die Stimmung geht durch die Decke.
Gegen Ende des Konzerts werden dann noch eine Reihe Klassiker und Raritäten wie „The Toy Master“, „Twisted Mind“ und „The Scarecrow“ entstaubt. Mit dem ersehnten „Sign Of The Cross / The Seven Angels“, bei dem sich zum Abschluss noch einmal alle Gäste ein Stelldichein geben, endet das Konzert nach beinahe drei Stunden! Bombastisch eben. (Frank)
Setlist AVANTASIA
Creepshow
Reach Out For The Light (mit Adrienne Cowan)
The Witch (mit Tommy Karevik)
Devil In The Belfry (mit Herbie Langhans)
Phantasmagoria (mit Ronnie Atkins)
What's Left Of Me (mit Eric Martin)
Dying For An Angel (mit Eric Martin)
Against The Wind (mit Kenny Leckremo)
Here Be Dragons (mit Tommy Karevik)
Avalon (mit Adrienne Cowan)
Let The Storm Descend Upon You (mit Herbie Langhans und Kenny Leckremo)
Promised Land (mit Eric Martin und Herbie Langhans)
The Toy Master
Twisted Mind (mit Eric Martin)
The Wicked Symphony (mit Tommy Karevik und Kenny Leckremo)
Shelter From The Rain (mit Herbie Langhans und Kenny Leckremo)
Farewell (mit Chiara Tricarico)
The Scarecrow (mit Ronnie Atkins)
Encore:
Death Is Just a Feeling
Lucifer
Lost In Space
Sign Of The Cross / The Seven Angels (mit allen Gästen)
(Fotos: Frank)
Avantasia (Fotos: Frank)

































