SINBREED gibt es bereits seit fast 10 Jahren. Dennoch hat man jetzt erst das zweite Album auf dem Markt. Nach mehreren Besetzungswechseln besteht die Band nun zu zwei Fünfteln aus BLIND GUARDIAN. Sie jedoch als bloße BLIND GUARDIAN-Kopie oder BLIND GUARDIAN-Nostalgie zu bezeichnen, wie man das bei den von Thomen Stauch gegründeten SAVAGE CIRCUS machen kann, das wäre hier grundfalsch. Denn Drummer Frederik Ehmke ist bei SINBREED schon genauso lange beschäftigt wie bei BLIND GUARDIAN und deren Gitarrist Marcus Siepen ist erst vor 2 Jahren zur Band hinzugestoßen.
So weit, so gut. Kann man bei 2 Mitgliedern von BLIND GUARDIAN verhindern, daß die eigene Band auch nach den Krefeldern klingt? Ja, kann man. Sehr gut sogar, wie die neue Scheibe beweist. „Shadows“ beginnt mit der ersten Single „Bleed“, zu der es auch ein Video gibt. Und die zeigt von Anfang an, wo diese Scheibe hingeht. Schon lange habe ich kein Album mehr gehört, das einen so genialen Einstieg hat. So klingt geiler deutscher Power Metal mit Eiern in der Hose! Power Metal ohne Kitsch, ohne Regenbogen und Adler oder ähnlichen Käse. „Bleed“ hat alles, was ein guter Song braucht: Schöne, bratende Gitarren, fette Drums und mit Herbie Langhans einen Sänger, der mit seiner rohen Stimme einfach nur begeistert.
So geht es auch mit dem Titelsong „Shadows“ weiter. Coole Drumparts, ein fein geknüpfter Soundteppich, roher, nicht zu glatt geschliffener Gesang, einfach ein Song, der mit Power nach vorne geht. Und dazu kommt ein Sound, wie er für diese Platte nicht besser hätte sein können. Druckvoll und fett quillt „Shadows“ aus den Boxen und kann damit mindestens 90 % dessen, was in Deutschland so an Power Metal veröffentlicht wird, in die Tasche stecken.
Und ich sag's jetzt gleich: „Shadows“ ist eine der besten Power Metal-Scheiben des noch relativ jungen Jahres 2014. Und ich glaub auch ehrlich gesagt nicht, daß da noch viel mehr kommt, was dieses Album toppen kann. Es gibt Ohrwurm nach Ohrwurm (z.B., neben den bereits genannten, „Reborn“, „Standing Tall“ oder „London Moon“) und das Album wird einfach nicht langweilig. Und das, obwohl – und das muß ich als kleinen Kritikpunkt anmerken – die meisten Songs doch recht ähnlich klingen. Aber scheiß drauf! Mir persönlich stehen auch die Drums einen Tick zu sehr im Vordergrund, aber das tut dem guten Album keinen Abbruch.
Einzig bei „Leaving The Road“, „Black Death“ und ganz deutlich bei „Broken Wings“ scheint BLIND GUARDIAN doch mal durch, ansonsten haben SINBREED durchaus ihren eigenen Sound gefunden. Und der präsentiert sich so kraft- und druckvoll, das es eine wahre Wonne ist. Wurde der Vorgänger „When Worlds Collide“ eher weniger bekannt, wird dieses Schicksal „Shadows“ hoffentlich nicht blühen. Denn das hier, das ist einfach eine geile Platte, von der sich jede verkitschte Power Metal-Band noch eine fette Scheibe abschneiden kann. (Anne)
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:06 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 28.03.2014
