Vier Jahre sind eine lange Zeit, da kann man schon mal schnell in Vergessenheit geraten. Dies scheinen SPV wohl sehr ernst genommen zu haben, finden sich auf dem Promodownload ganze elf Fotos, die Lenny Wolf in mehr oder weniger spektakulären Posen zeigen. Andererseits wäre ein solcher Einsatz für so manche Bands ein Segen, die kaum Unterstützung bekommen. KINGDOM COME hingegen können sich über die Werbung zu ihrem (zumindest von mir) lang erwarteten neuen Studioalbum wohl kaum beschweren. Tun sie auch nicht, sondern posten seit Monaten immer wieder Updates zum schlicht „Outlier" betitelten Output.
Nichtsdestotrotz hat der Mann seinen Fans wieder einmal einen harten Brocken vorgesetzt. Schon der Opener „God Does Not Sing Our Song“, der vorab als Single veröffentlicht wurde, lässt den geneigten Hörer etwas ratlos zurück. Schlecht ist das Dargebotene wahrlich nicht, aber die generelle Stimmung ist für einen KINGDOM COME-Track ein wenig befremdlich, selbst im Vergleich mit den neueren Nummern.
Jedoch ändert sich dieser Umstand bereits beim nächsten Track „Running High Distortion“. Hier gehen Lenny & Co. wieder flotter zu Werke, was weitaus mehr Fluss und Hörfreude in die Sache bringt. Glücklicherweise geht es auch im weiteren Verlauf der Platte in dieser Richtung weiter und es lassen sich wahre Perlen finden, wie beispielsweise „Let The Silence Talk“, von dem der Meister selbst behauptet, dass er ihn auch 1988 hätte schreiben können.
Wenn man sich die neuartigen Einflüsse wegdenkt ist diese Äußerung klar zu unterschreiben. Oder der perfekt zum Autofahren geeignete Song „The Trap Is Alive“, der ganz einfach zeitlos klingt. Dann gibt es wieder Komponenten, die man von der Combo in dieser Form noch nicht gehört, wie in „Skip The Cover And Feel“, der Honky –Tonk-Flair versprüht oder „Don’t You Want To Wait“, bei dem es zeitweise- wenn auch als Keyboardeffekt- ein Schifferklavier zu hören.
Dennoch muss gesagt werden, dass der Scheibe etwas weniger Industrial-Feeling besser getan hätte und man dafür vielleicht eher noch eine reine Rocknummer mehr hätte draufpacken können, da sich ein gewisser Gleichklang nicht verleugnen lässt. Auch in Sachen Produktion scheiden sich die Geister. Einerseits finden sich zwar keine groben Schnitzer, andererseits gibt es leider Momente in denen die Drums arg hölzern klingen.
Das aktuelle Werk ist definitiv nichts, das man flüchtig und nebenher zu sich nehmen sollte. Es braucht Zeit sich in das Album hineinzufühlen, aber wenn man diese investiert, bieten sich einem wirklich gute Melodien und Riffs, die man ohne Scheuklappen genießen sollte. Unabhängig ob man nun die klassische Ära der Gruppe bevorzugt, wäre es falsch Lenny Anbiederung vorzuwerfen. Wenn man bedenkt, wie viel einfacher er es haben könnte wenn er wieder back to the roots ginge und wie viel Gefühl er noch immer in sein Stimmorgan legt, dann ist diese Veröffentlichung wirklich das was er derzeit spielen will. Auch wenn ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass der Vorgänger klar besser war, reicht es hier für sieben Punkte, die mich gut schlafen lassen. Bleibt abschließend nur noch zu hoffe, dass es die Truppe endlich wieder auf eine Tour bringt, zumindest aber auf ein paar Festival zu Gast sein wird. (David)
Bewertung: 7 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 41:32 min
Label: SPV/Steamhammer
Veröffentlichungstermin: 26.04.2013
