Drummer haben es mit wenigen Ausnahmen ja meist schwer, aus dem Bandschatten zu treten und auf Solopfaden zu wandeln. Genau dies hat jetzt aber wieder „Herman Ze German“ getan, dieses Mal unter dem Namen HERMAN RAREBELL & FRIENDS. Die saarländische Schlagzeugerlegende malträtierte die Drums ja immerhin zur erfolgreichsten Zeit der SCORPIONS und war als Komponist und Autor auch an mehr als 30 Scorpions-Titeln, u.a. „Rock You Like A Hurricane“, beteiligt. Seit dem Ausstieg bei den SCORPIONS 1996 war er immer wieder an diversen Band- und Soloprojekten beteiligt; in erster Linie mit Michael Schenker und dessen „Temple Of Rock-Projekten“ oder Kollaborationen mit seinem Musiker- und Produzentenkollegen Michael Voss (MAD MAX).
Nun hat der gute Herman unter dem Titel „What About Love“, mit dem Untertitel „A Tribute To The Music Of The 80s“, ein Coveralbum gemeinsam mit Michael Voss herausgebracht, deren Songs ihm laut eigener Aussage „vor allem aufgrund der Emotionalität der damaligen Musik wichtig war“. Zu den Friends gehören auch durchaus einige Hochkaräter, u.a. am Bass Bob Daisley (GARY MOORE, OZZY, BLACK SABBATH), an den Keyboards Neil Carter (GARY MOORE, UFO) und an den Gitarren Howard Leese (HEART). Michael Voss (MAD MAX/BONFIRE), sowie dessen Schwiegertochter Van de Forst, teilen sich den Gesang, bzw. singen im Duett.
Kurzum, es ist ein reines Coveralbum übermächtiger Achtziger-Hits aus dem Pop-und Rockbereich, wobei die meisten Songs in ihrer Gesamtheit aber wie ein schlechtes „Best Of Kuschelrock“ wirken. Ich glaube ja, dass die Intension des Protagonisten tatsächlich ist, seine „musikalisch größte Zeit“ Revue passieren zu lassen. Das meiste klingt aber recht uninspiriert und erzeugt keinen spannenden Charakter.
Die besseren Nummern sind eindeutig die Rocker wie „Rock You Like A Hurricane“, welches gefühlt auf jeder RAREBELL-Beteiligung enthalten ist und „Passion Rules The Game“ (beide SCORPIONS). Herman Rarebel selbst vollzieht hier keinen Ego-Trip und hält sich meist zurück, wobei er den Opener „In the Air Tonight“ natürlich an der Schießbude gut meistert, aber der Originalsong ist durch den Gesang von Phil Collins so markant, dass das Cover sofort wieder vergessen ist. Ebenso verhält es sich beim titelgebenden 'What About Love“ und bei „These Dreams“ von HEART.
Klar kann Van de Forst singen, aber wenn ich den Schmachtfetzen hören will, ist er unabdingbar mit Ann Wilson verbunden. Auf den Punkt gebracht hat die Sängerin eine viel zu dünne und belanglose Stimme für diese ikonischen Nummern. Ann Wilson hatte mit ihrem Cover von „Stairway To Heaven“, Robert Plant bei den Kennedy Center Honors 2012 zu Tränen gerührt, das könnte hier aus anderen Gründen ebenso passieren. Klar, auch Michael Voss kann singen aber im Vergleich zu David Coverdale punktet er bei „Here I Go Again“ nicht mal ansatzweise.
Die Akustikversion von „Sweet Child Of Mine“, ohne Gitarrensolo, weckt genauso wenig meine Aufmerksamkeit wie die im Duett dargebotene FOREIGNER-Superballade „I Want To Know What Love Is“. Auch der POLICE-Klassiker „Everything You Take“ ist äußerst langweilig und in der übermäßig arrangierten Pop-Version mit akustischen Gitarren kaum zu ertragen.
Fazit: Die Cover sind meiner Meinung nach zu lieblos und unausgegoren. Herman verarbeitet hier wohl sein bestes Jahrzehnt, wird aber wohl mit diesem Sampler nicht landen können. „What About Love" ist sicherlich professionell umgesetzt und die beteiligten Musiker entfernen sich nicht allzu stark von den Originalen, präsentieren dabei eher lahme Fassungen von übermächtigen Originalen. Da fehlt völlig der Esprit, wie es zum Beispiel SWEET im Coveralbum „New York Connection“ zeigen und Cover zu inspirierenden Nummern mit Band-Identität entwickeln. Hier gibt es keinerlei Überraschungen. Sorry Herman, aber einzige Lichtblicke sind die beiden SCORPIONS-Nummern, ansonsten fehlt jeglicher Biss. (Bernd Eberlein)
Bewertung:

3 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: keine Angabe
Label: Metalville
Veröffentlichungstermin: 11.04.2025