Henry Fiat´s Open Sore - Mondo Blotto

henry_fiats_open_sore_cover.jpgGute Güte, was ist denn hier los? Bizarr maskierte/vermummte Gestalten aus Sverige, die sich neben dem Namensgeber Henry Fiat hinter Pseudonymen wie "Frank E Male", "Instead of a Hug" und "Don Wanna" verschanzen, versprechen entweder eine echte Pannenband oder tatsächlich etwas Besonderes.
Und im Falle von HFOS ist es etwas Besonderes: Hyperaktiver Schrammelpunk mit Sixties und Garagen-Einflüssen laden zum Tanzen und zugleich wüstem Pogo ein. Vergleiche mit THE HIVES sind naheliegend, denn in deren Vorprogramm durfte der Vierer kürzlich für Verwirrung und offene Münder sorgen - allerdings gehen die Maskenmänner ungleich flotter und heftiger zu Werke.
Die nun vorliegende vierte Auskopplung "Mondo Blotto" ließ allerdings ganze fünf Jahre auf sich warten und dementsprechend ungeduldig werden die Fans darauf gewartet haben.
Ich denke aber: Das Warten hat sich gelohnt!

Denn was hier in etwas mehr als einer halben Stunde an Punk-Salven abgefeuert wird, ist wirklich obere Klasse. 20 Songs, von denen keiner die drei Minuten erreicht, meist sogar unter zwei Minuten bleiben, bringen den Hörer schnell ins Schwitzen. Kaum hat man sich von einer Attacke erholt, schlägt das nächste Hook gnadenlos zu.
Wie es sich gehört, legt der Opener "The knuckledraggin´ Neanderthal in me" gleich mehr als amtlich los - und auch textlich liegt man mit dem Motto "Unter der Woche bin ich ganz normal, aber am Wochenende bricht der Urmensch in mir aus" auf der passenden Linie. Das folgende "I rock" hat mit seiner Rocka-/Psycobilly-Schlagseite zwar etwas nerviges an sich, aber rockt tatsächlich.
Und so prügeln sich die Anzugträger weiter durch unterhaltsame 30 Minuten, bei denen selten ein Song wie der andere klingt. "Ask me (I know everything)" beispielsweise beginnt beinahe schon verträumt, um dann die nächste Eruption zu starten. Weitere Highlights sind "Death to false Maggots", "Intelligent Design", "Fake I.D.", "Cocaine" und "No Empathy".
Ein besonderes Augenmerk sollte allerdings auch auf den Texten liegen, die im (übrigens sehr schick aufgemachten Digipack) komplett abgedruckt sind. Von Lebensweisheiten wie "Cocaine improves your Tennis" über die Beschwerde, dass 13 Kronen Lohn für seine Mühen zu wenig sind (Manual Labour - Minimal Wage), geht Henry Fiat lyrisch auch an die Grenze des guten Geschmacks: In "Quality Time" wünscht er sich, so zu werden wie sein Dad "He is really nice even when he´s nude" und deckt hinterher weitere Inzest-Fantasien ab ("Quality time with Mother, Sister, Brother, Uncle").
Sicher, das alles sollte man nicht zu ernst nehmen, so selbst-ironisch wie die Texte verfasst sind, wird hier sicherlich nur provoziert. Ausserdem muss das Bühnen-Image ja auch in den Texten transportiert werden.

Also lassen wir die HENRY FIAT-Bagage weiter wüten, ziehen den Hut vor soviel Rotz und stellen "Mondo Blotto" auf den gleichen Level wie das ebenso heute besprochene THE GROOVIES-Album. Denn musikalisch und qualitativ gibt es viele Parallelen unter diesen beiden schwedischen Bands. 

(Brix) 

Bewertung: 7 / 10 Punkten 

Spielzeit: 32:03 Minuten
Anzahl Songs: 20
Label: Alleycat Records/FDI Music/Soulfood
Release: 30.05.2008

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