Winger - Demo Anthology

Winger - Demo Anthology 2006 war das Jahr, in dem die Reunion von Kip Winger (Vocals) und Reb Beach (Gitarre) in Form des vierten Studioalbums von WINGER Früchte getragen hat. Nun werfen die Herren mit der Doppel-CD „Demo Anthology“ ein absolutes Fan-Package auf den Markt, das zugleich den Horror für jeden Rezensenten darstellt: schließlich finden sich knapp 140 Minuten und satte 37 Titel auf den beiden CD´s wieder.

„Demo Anthology“ enthält Songs der ersten drei WINGER-Alben und zusätzlich noch zehn weitere Tracks, die es seinerzeit nicht auf die Alben geschafft haben. Wer noch nicht so viel von der Band gehört hat, erhält hier also ausgiebig Gelegenheit, sich mit dem Gesamtwerk vertraut zu machen… CD1 enthält im wesentlichen die beiden ersten Alben „Winger“ (1988) und „In The Heart Of The Young“ (1990). Der frühe Sound der Amerikaner erinnert an eine Mixtur aus SCORPIONS, MÖTLEY CRÜE und ALICE COOPER – insbesondere letztgenannter verwundert nicht, hat doch Kip Winger selbst ursprünglich in Cooper´s Band gespielt.

Dass WINGER Ende der Achtziger zu Recht die Massen begeistern konnten, zeigen Granaten wie „State Of Emergency“ oder „Hungry“, das auch heute nichts von seiner Genialität eingebüßt hat und mit einer Gitarrenarbeit für die Ewigkeit aufwarten kann.
Der übrigen Tracks des Erstlings bewegen sich auf ähnlich hohem Niveau, so walzt „Time To Surrender“ einiges platt und „Hangin´ On“ knüpft an die vielschichtige Brillanz von „Hungry“ nahtlos an. Das bislang unveröffentlichte „Only Love“ erfreut wieder mit knackigen Riffs, dümpelt in den Strophen aber zu sehr vor sich hin, was denn auch der Grund sein dürfte, warum man es damals nicht mit aufs Album genommen hat.

Danach springt man zu den Tracks des Zweitwerks „In The Heart Of The Young“ – „Can´t Get Enuff“ klingt wie ein DEF LEPPARD-Klon von „Let´s Get Rocked“… dumm nur, dass der ungleich erfolgreichere DEF LEPPARD-Song zwei Jahre später veröffentlicht wurde…
Insgesamt merkt man deutlich, dass der WINGER-Sound rauer und rockiger geworden ist – „Loosen Up“ macht genau da weiter, wo „Can´t Get Enuff“ aufgehört hat. „Easy Come, Easy Go“ oder „In The Day We´ll Never See“ rocken in der gleichen Manier ordentlich weiter. Lediglich der hohe Balladenanteil in Form von „Miles Away“, „Rainbow In The Roses“ und „Under One Condition“ verursacht nachträglich deutlichen Punktabzug…
Dafür legen WINGER mit dem dreckigen „Little Dirty Blonde“ und dem zügigen „You Are The Saint, I Am The Sinner“ nochmal ordentlich nach.

CD2 verpackt das Material des dritten Albums von 1993 zwischen jeweils vier vor- und nachgelagerte bislang unveröffentlichte Tracks. Im Vergleich zu dem Material auf CD1 ist man hier nochmal eine Kategorie heavier geworden und präsentiert beispielsweise „All I Ever Wanted“ oder „Skin Tight“ in bester American Metal-Tradition wie MÖTLEY CRÜE oder POISON. Leider fühlt man sich aber immer noch berufen, zwischendurch unsägliche Balladen in Form von „Never“ oder „Spell I´m Under“ aufzunehmen… und vor allem für so ein Werk mit „Best Of“-Charakter würdig genug zu befinden. Umso verwunderlicher, dass die Nicht-Balladen dann mit fast brachialer Aggressivität zu Werke gehen – „Someday Someway“ etabliert sich hier an vorderster Front und „Hour Of Need“ sowie „Junkyard Dog“ folgen nur knapp dahinter.
Sehr modern für 1993 klingen Songs wie „Like A Ritual“ – da haben WINGER mit „IV“ im vergangenen Jahr problemlos angeknüpft.
„In For The Kill“ ist eine weitere von diesen anfangs erwähnten Granaten, die WINGER ab und an einfach so nebenbei aus dem Ärmel geschüttelt haben, um danach in seichteste Balladengefilde in Form von „Who´s The One“ abzufallen.
Recht passabel, aber ohne nennenswert überspringenden Funken geben sich dann die letzten vier „neuen“ Tracks wie „Written In The Wind“ oder „Until There Was You“.

Wie anfangs erwähnt, bietet „Demo Anthology“ eine Menge Material fürs Geld. Wer sie nicht bereits besitzt, holt sich mit der Doppel-CD im Prinzip den gesamten WINGER-Back-Katalog ins Haus, überschlagsmäßig fehlen 3 oder 4 Titel der originalen CDs. Dafür gibt es aber hier dann auch immerhin stolze zehn bislang unveröffentlichte Songs. Und wenn man dann einfach mal die Balladen abzieht, die definitiv nicht WINGERs Schokoladenseite darstellen, bleiben hier immer noch über 30 verdammt gute Songs übrig. Also: Wer die alten WINGER-Scheiben nicht hat und auf 80er Heavyrock steht: Pflichtkauf! Wer schon im Besitz der Alben ist, sollte wegen der Bonustracks vielleicht dennoch ein Ohr riskieren.

Note: 7,5 / 10

Anspieltipps: „State Of Emergency”, „Hungry“, „In For The Kill”

VÖ: 23.03.2007

Spielzeit: 73:51 + 77:06 min
Titel: 19 + 18
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden