Nachdem GREEN LUNG bereits im letzten Jahr als Special Guest von CLUTCH einen starken Auftritt im Luxemburger Atelier hingelegt hatten, war ich sehr gespannt darauf sie als Headliner der Heathen Neverland Tour im Rockhal Club agieren zu sehen. Unterstützt wurden sie dabei durch die Bands SATAN’S SATYRS und UNTO OTHERS. Ein Triple, das viel rifflastigen düsteren Rock versprach. Zunächst einmal empfängt mich vor Ort jedoch…gähnende Leere. Der Rockhal Club ist an diesem Abend maximal zu einem Viertel gefüllt. Ein Phänomen das, wie mir erzählt wird häufig bei Montagsshows zu beobachten sei. Die anwesenden Fans bereuen ihr Kommen aber keineswegs, denn die drei Bands feuern insgesamt beinahe drei Stunden energiegeladenen Rock vom Feinsten ab.
SATAN’S SATYRS
Den Anfang des Abends bestreiten SATAN’S SATYRS, die nach einem Break-up 2019 erst seit 2023 in neuer Besetzung wieder touren. Ihr klassischer 70er-Jahre Hard und Glam Rock der, wie der Bandname es vermuten lässt, mit einigen düsteren Horrorzitaten und Doom-Klängen versehen ist, gefällt sofort. Nicht ganz zufällig hört man vereinzelte Reminiszenzen an BLACK SABBATH heraus.
Der treibende Bass von Sänger Clayton Burgess erzeugt im Zusammenspiel mit den Gitarren von Jarrett Nettnin und Morgan McDaniel einen satten, manchmal ins psychedelische entgleitenden Rocksound, der das Publikum mitnimmt. Überraschenderweise haben es mit „Quick Quiet Raid“ und "Iron & Ivy“ aber nur zwei Songs des neuen Albums „After Dark“ auf die Setlist geschafft. Die Band bietet in ihrem gelungenen halbstündigen Auftritt stattdessen einen Querschnitt durch ihr Schaffen seit 2012, darunter Perlen wie „Two Hands“ oder das großartige „Alucard“ aus der kuriosen, gemeinsam mit der Band WINDHAND eingespielten Split-EP gleichen Namens.
Setlisct SATAN’S SATYRS
Thumper's Theme
Full Moon and Empty Veins
Pulp Star
Black Souls
Quick Quiet Raid
Iron Ivy
Two Hands
Show Me Your Skull
Alucard
UNTO OTHERS
In der Zwischenzeit hat sich der Club doch ein wenig mehr gefüllt. Vielleicht aufgrund der kurzfristigen Absage des BETH HART Konzerts in der Main Hall finden sich noch einige weitere Zuschauer ein. Pünktlich um 20 Uhr präsentieren sich UNTO OTHERS von großen Teilen des Publikums sehnlichst erwartet in düsterem Schwarz. Dabei zieht besonders Gitarrist Sebastian Silva in langem Ledermantel und beeindruckender Lockenmähne die Blicke auf sich. Der Fixpunkt ist aber Sänger und Rhythmusgitarrist Gabriel Franco. Mit seinem lässigen, etwas gelangweilt wirkenden Auftreten und der dunklen Sonnenbrille ähnelt er Joey Ramone frappierend und seine ungewöhnliche tiefe Stimme erinnert das ein oder andere Mal an Robert Smith oder Andrew Eldritch.
Genau diese getragene New Wave Atmosphäre von Bands wie den SISTERS OF MERCY ist es die UNTO OTHERS immer wieder in ihrem entspannte Heavy Rock erzeugen bevor die Songs in eine wilde Mischung aus Black Metal, Sleaze Rock oder Thrash abgleiten. Bereits die beiden Opener „Butterfly“ und „Momma Likes The Door Closed“ vom aktuellen Album „Never, Neverland“ lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass es in der nächsten Stunde richtig zur Sache gehen wird. Besonders bei „Can You Hear The Rain“ und „When Will God‘s Work Be Done“ verliert man sich in der amüsanten Vorstellung, ob es sich wohl so anhören würde, wenn THE CURE ein Metal Album aufnähmen.
Dazwischen legen UNTO OTHERS immer mal wieder eine Schippe Schwermetall nach. In Songs wie „Heroin“ oder „Flatline“ streut Gabriel Franco gewaltige Growls und Schreie ein, die von seiner Seelenpein künden. TYPE O NEGATIVE fällt mir dazu spontan ein an diesem Abend voller irrer Band- und Stilzitate. Es rockt wahrlich düster, garniert mit herrlichen zweistimmigen Gitarrensoli. Großartig!
Und als wenn es noch eines weiteren Verweises bedurft hätte, gibt die Band ein würdiges Cover des Ramones-Klassikers „Pet Semetary“ zum Besten, das auch vor der Bühne lauthals mitgesungen wird. Mit „Give Me To The Night“ und „Dragon, Why Do You Cry“ verabschieden sich die Amerikaner dann von einem begeisterten Publikum.
Setlist UNTO OTHERS
Butterfly
Momma Likes The Door Closed
Nightfall
Fame
Jackie
Double Negative
Suicide Today
Raigeki
Why
It Doesn't Really Matter
Can You Hear the Rain
Heroin
When Will God's Work Be Done
Time Goes On
Flatline
Pet Sematary (Ramones Cover)
Give Me To The Night
Dragon, Why Do You Cry?
GREEN LUNG
Zur Pause hat es den Anschein als leere sich der Rockhal Club nun schon wieder. Möglicherweise wurden die versprengten BETH HART Fans doch durch die bisherigen Darbietungen und das düstere Dekogetier, das nun die Bühne bevölkert verschreckt.
Von all dem lassen sich GREEN LUNG nicht sonderlich beeindrucken. Zu den mittelalterlich angehauchten Klängen des Intros betreten sie die Bühne, um sogleich mit „Woodland Rites“ einen ersten Pflock einzuschlagen. Wuchtig geht es mit „Mountain Throne“ und „Templar Dawn“ weiter, denen ein großer Block mit Songs aus „This Heathen Land“ folgt.
Richtig überragend sind GREEN LUNG immer dann, wenn ihre Songs eine dichte düstere Atmosphäre zu erzeugen vermögen und getragen von Scott Blacks krachende Riffs und den Klangteppichen John Wrights düstere Geschichten aus den geheimnisvollen Wäldern Britanniens erzählen. „The Forest Church“ und „The Ancient Ways“ sind großartige Beispiele dafür, die zudem durch John Wrights ausdrucksstarke Tanzeinlagen und hingebungsvolles Tamburinspiel ganz besondere Hingucker zu bieten haben.
Den absoluten Höhepunkt bilden aber „The Harrowing“ und „Old Gods“. GREEN LUNG ziehen nun alle Register ihres Könnens und ich sehe um mich herum viel Bewegung im Publikum, überall fliegen die Haare, es wird ordentlich gebangt. Gut gelaunt ruft Tom Templar dem Publikum “You are the best Monday evening audience ever!“ entgegen, was ihm mit lautstarkem Applaus gedankt wird. Kurz darauf entdecke ich sowohl Mitglieder von UNTO OTHERS als auch von SATAN’S SATYRS vor der Bühne im Publikum. Ganz offensichtlich stimmt die Chemie zwischen diesen drei Bands. Sehr Bemerkenswert.
Aber auch wenn die Tour dem Namen des aktuellen Longplayers „This Heathen Land“ angelehnt ist, die Songauswahl zeigt sich für meinen Geschmack dennoch zu einfallslos. Das Album wird beinahe vollständig und am Stück heruntergespielt. Fraglos sind die Songs klasse, es bleiben danach jedoch nur wenige Gelegenheiten für ältere Stücke, denn eines Headliners unwürdig ist bereits nach schlappen 70 Minuten Schluß. Immerhin, die Zugabe erfolgt kurz darauf in Form einer Autogrammstunde am Merchandise-Stand.
Trotz kleinerer Unzulänglichkeiten bietet dieser Abend hervorragende Rockmomente von drei bestens aufgelegten Bands. Besonders im Gedächtnis bleiben werden der bärenstarke Auftritt von UNTO OTHERS und hinreißende Rockmärchen, wie sie nur GREEN LUNG erzählen können. (Frank)
Setlist GREEN LUNG
Woodland Rites
Mountain Throne
Templar Dawn
The Ancient Ways
Song Of The Stones
The Forest Church
Hunters In The Sky
Maxine (Witch Queen)
Graveyard Sun
The Harrowing
Old Gods
Let The Devil In
One For Sorrow
Green Lung, Unto Others, Satan's Satyrs (Fotos: Frank)



























































