Der Vorbote! Oder einer davon, denn schon vor mehr als einem Jahr veröffentlichten die kanadischen Götter mit "Caravan" und "BU2B" online zwei Titel ihres kommenden Albums "Clockwork Angels". Dass dieses in Prog-Kreisen wie der neue Messias erwartet wird, muss ich keinem erzählen, denn RUSH sind ohne Zweifel die größte Kultband des Planeten. Nun gibt es mit "Headlong Flight" eine physikalisch erwerbbare Single, die einem die Nase noch länger macht. Um die Wartezeit zu verkürzen kam das Trio im letzten Jahr eigens vom Olymp herunter und präsentierte uns auf ihrer "Time Machine"-Tour neben den beiden neuen Stücken auch das komplette Wunderwerk "Moving Pictures". So, nun alle einmal da rein hören und die Tage zählen!
Los geht es mit einem verhallten Basslauf, der sofort die Handschrift der Songwriter Lee und Lifeson offenbart. Dann nimmt die Gitarre dieses Riff auf und das Schlagzeug schiebt sich mit einer anschwellenden Dynamik immer mehr hinein. Dabei nimmt der Anschlag fast schon metallische Züge an, was im weiteren Verlauf des Songs noch öfter zum Vorschein kommt.
Nach diesem Einstieg folgen moderne, leicht alternative Akkordfolgen, die so auf "Test For Echo" hätten stehen können. Diese begleiten die Strophen, in denen Neil Peart auch wiederum einen sehr variablen Rhythmus vorgibt. Bei der Bridge glänzt Alex Lifeson mit flächigen Gitarrensounds, die wiederum an aktuelle Bands erinnern, auch die Drums ziehen wieder an, kommen fordernd und explosiv.
Schon hier wird klar, dass man sich erneut hat von der modernen Härte dieses Jahrtausends hat inspirieren lassen ohne auch nur ein Stück von der eigenen Identität aufgegeben zu haben. Bands wie TOOL oder MASTODON treffen eben den Nerv der sich immer wieder nach vorne entwickelnden Musiker. Von der eingängigen Hardrockauslegung auf "Snakes & Arrows" bleibt nicht mehr viel übrig, das war bei der Liveaufführung der anderen Stücke schon klar. Dennoch fällt der Refrain sehr getragen und melodisch aus, ebenfalls unterlegt von eher sphärischen Gitarrenmotiven.
Zu Beginn des Solos zaubern sie dann sehr krude Soundscapes aus der Sechssaitigen, die von verzerrten Stimmen unterstützt werden. Hat sogar etwas von "Roll The Bones " seinerzeit. Nach einem kurzen Auftritt der Rhythmusfraktion darf sich der Saitenhexer dann noch mal austoben, diesmal in klassischerem Gewand.
Was eine Veröffentlichung mit nur einem Song soll weiß ich zwar nicht so recht, selbst bei einem verhältnismäßig langen Titel. Aber wenn RUSH etwas veröffentlichen sollte man dankbar sein, wahre Fans warten ohnehin sehnsüchtig auf den Longplayer. "Headlong Flight" zeigt den Weg zu "Clockwork Angels" und das dürfte wie schon vorher gesagt schwerer zu konsumieren sein als sein Vorgänger. Das liegt schon am rohen Soundgewand, welches aber gut zu der neuen Ausrichtung passt. Nicht der ganz große Wurf, zumal vor allen "BU2B" auf Anhieb besser gefiel, aber ein deutliches Zeichen, dass es die Prog-Genies nicht vorhaben sich von der Entwicklung überholen zu lassen. (Pfälzer)
Bewertung : - / -
Anzahl der Songs: 1
Spielzeit: 7:20 min
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 04.05.2011