In einer Zeit, in der Heavy Metal Musik zunehmend normal geworden ist und man Rebellion mit der Lupe suchen muss, verwundert es nicht, dass es auch mehr und mehr Bands gibt, die auf Mainstream-Metal setzen. Eine dieser Bands sind APRIL ART aus Hessen, die dieser Tage ihr drittes Album „Rodeo“ veröffentlichen. Na dann schauen wir mal, ob uns ein wilder Ritt erwartet oder ein gemächlicher Spaziergang mit einem süßen Pony.
Hört man sich „Rodeo“ ein erstes Mal an, ist man schon überrascht über die Härte der Band aus Gießen, die uns einen Mix aus Modern Metal, Metalcore und Pop bietet. Andererseits sind die Refrains vieler Songs so penetrant eingängig und die Songstrukturen so einfach und vorhersehbar gehalten, dass es schwer fällt hier von einem künstlerischen Schatz mit hohem Wert zu sprechen.
Im Grunde genommen ist eben genau das die Essenz von Mainstream-Metal und die beherrschen APRIL ART von A bis Z. Das hier ist Metalcore für Weicheier, also ohne Moshpit und Wall Of Death, dafür mit reichlich Zuckerguss in den Melodien. Ich würde einmal behaupten, hätte die Band nicht mit Lisa-Marie Watz eine brauchbare Frontfrau, sondern einen nicht vermarktbaren Frontmann, dann würde sich niemand für die Band interessieren und APRIL ART hätten sich vielleicht frühzeitig schon wieder aufgelöst.
Mir persönlich gefallen ähnlich agierende Bands wie VENUES und FUTURE PALACE besser, da diese trotz moderner Ausrichtung noch stärker für das traditionelle Element des Heavy Metal stehen. Was APRIL ART zum Beispiel völlig abgeht, sind Emotionen. Ich kann mir „Rodeo“ problemlos anhören, aber kein Song packt mich oder kann meine Seele berühren.
Unabhängig davon haben APRIL ART auf ihrem dritten Album ein paar Songs platziert, die in der Musiktheorie super gemacht sind, allen voran muss ich hier „Burn“ nennen. Da brennt wirklich die Hütte ab. Wenn der Song gefällt, wird vermutlich das gesamte Album mehr oder weniger gefallen.
Auch „Rodeo“, „Not Sorry“ und „Head Up High“ sind Nummern, an denen man kaum Fehler findet, sofern man nicht gerade Redakteur/-in des Deaf Forever Magazins ist.
Wie gesagt, wenn man auf diesen Crossover-Kram steht, und im Gegensatz zu mir auch keine überwiegende Abneigung gegenüber Hip-Hop hat, dann hat man hier ein Album das gute Laune liefert. Von daher empfinde ich eine tanzbare Nummer wie „Jackhammer“ dann auch eher als Provokation oder Parodie, denn das Ding hat mit Rock n Roll halt gar nichts zu tun.
Etwas seltsam finde ich auch, dass man „Not Sorry“ in zwei verschiedenen Versionen auf das Album gepackt hat, also entweder konnte man sich hier nicht entscheiden, weil tatsächlich beide Versionen hörbar sind, oder man wollte noch etwas an der Uhr drehen, damit man zumindest auf 36 Minuten kommt.
Wenn man das alles jetzt aufmerksam gelesen hat, dann dürfte klar sein, dass am Ende so etwas wie eine 7,5 bei rauskommt. Sicherlich ist „Rodeo“ nicht mein Jahreshighlight, ich bereue es aber auch nicht mich intensiver mit dem Album beschäftigt zu haben. (Maik)
Bewertung:
7,5 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 36:10 min
Label: Reaper Entertainment
Veröffentlichungstermin: 04.10.2024