
Den eines ernstzunehmenden und ambitionierten Projektes, welches mehr zu bieten hat, als "nur" das Verbraten von übrig gebliebenen Songideen in einer Soloband.
Nach dem Ende der Hauptband hatte Mastermind Torsten somit mehr Zeit, sich seinem neuen Steckenpferd zu widmen und scharte weitere Musiker um sich (u.a. Gitarrist Andreas Ballnus/PAUL DI´ANNO BAND, Bassist Carsten Pinkle/CHEENO/AUTUMNBLAZE), um im Su2 Studio beim saarländischen Vorzeigeproduzenten Phil Hillen das Zweitwerk "Exit" einzuspielen.
Unter "Avantgarde Black Metal" kann man sich sicherlich viel vorstellen - von grenzwertig abgedrehten Scheiben bis zu sphärischen Soundcollagen kann das alles sein.
Im Falle von AGRYPNIE orientiert man sich eindeutig an schwarzmetallischen Grundideen und lockert diese mit atmosphärischen und progressiven Elementen auf. Dabei scheut man sich auch nicht vor doomigen und halb-akustischen Szenen, die im Einklang mit den rasenden und kalten Blasts stehen.
Musikalische Abwechslung ist Trumpf auf "Exit"! Und so nistet sich mühelos ein ruhigeres Instrumental wie "0545" zwischen das stampfende "Zivilisation" und dem 12 Minuten-Epos "Das Fenster zum Hof", ohne für einen Abriss im Gesamtkonzept zu sorgen.
Die Stimmungsschwankungen zwischen Wut, Trauer und Verzeiflung werden bestens vertont und machen AGRYPNIE somit sehr authentisch.
Womit wir bei den deutschsprachigen Texten aus der Feder des Chefs Torsten himself und Marco V vom PANTHA RHEI PROJEKT angelangt wären. In ihnen spiegelt sich das musikalische Konzept perfekt wieder. Die oben genannten Gefühlslagen werden auch lyrisch sehr gut wieder gegeben und sind fernab von gotischem Kitsch o.ä.
Wie schon beim Vorgänger-Album verschanzt sich hinter einer kryptischen Buchstaben/Zahlen-Kombi ("F51.4" = "Pavor nocturnus": Nächtliche Episoden äußerster Furcht und Panik mit heftigem Schreien, Bewegungen und starker autonomer Erregung) ein medizinischer Code, dieses Mal wurde mit "R40.2" das "Koma" verschlüsselt - übrigens auch musikalisch mit den PARADISE LOST-angelehnten Klampfen für mich einer der besten Tracks auf "Exit".
Also sollte der Brägen nicht gerade auf Sparflamme brennen, wenn ihr dieses Werk konsumiert-es könnte an euch vorbeigehen.
Phil Hillen verpasste der Scheibe einen kraftvoll-düsteren, aber dennoch transparent-kühlen Sound, der nicht besser zum Gesamtkonzept hätte passen können; sicherlich ein weiteres Plus.
Eine Stunde AGRYPNIE wird auf diesem Silberling zu einer kurzweiligen, aber dennoch sehr intensiven Klangreise. Mit gedämpftem Licht, guten Kopfhörern und dem Booklet in der Hand entfaltet sich "Exit" erst vollkommen und wird beim anspruchsvolleren Hörer sicherlich öfter seinen Weg in den CD-Spieler finden!
(Brix)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 61:55 min
Label: Soulfood Music
Veröffentlichungsdatum: 08.08.2008