Dream Theater (12.11.2024, Esch-sur-Alzette (Lux))

DREAM THEATER machten anlässlich ihrer 40-Jahre Jubiläumstour Station in der diesmal allerdings nicht ausverkauften Rockhal. Besonders erfreulich aber: das Jubiläum beging die Band (fast) in Originalbesetzung, denn Drummer Mike Portnoy ist nach langen zwölf Jahren wieder an Bord. Als DREAM THEATER Neuling war ich sehr gespannt auf deren viel gepriesenen Sound und den musikalischen Marathon, der mich an diesem Abend erwarten sollte. Wie schon häufig verzichteten DREAM THEATER auch diesmal auf eine Supportband und begannen pünktlich um 19.45 Uhr.

Zunächst schießen blaue und grüne Laserstrahlen durch die dunkle Halle und projizieren den Bandnamen und das Logo auf den Bühnenvorhang. Als dieser fällt, gibt er den Blick frei auf die große Bühne, die von Mike Portnoys gigantischem Drum Set und drei Videoleinwänden dominiert wird. Tatsächlich zählt man sagenhafte drei (!) große Bassdrums, eine Vielzahl an Toms und einen ganzen Beckenwald hinter dem Portnoy kaum auszumachen ist. Das ist beinahe wie damals in jenen seligen neunzehnhundertachtziger Jahren, als Alex Van Halen und Nicko McBrain hinter ähnlichen Höllenmaschinen verschwanden.

Von Beginn an steht Mike Portnoy immer wieder hinter seinem Schlagzeug, animiert und dirigiert das Publikum, seine Freude ist offensichtlich und ansteckend. Die gut aufgelegten Fans nehmen das gerne an, feiern Portnoy und die Band immer wieder lautstark. Ähnlich voluminös wie das Schlagzeug sind auch die Songs. Beginnend mit dem Opener „Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper“ hat kaum einer eine Spieldauer unter zehn Minuten. Da James La Brie immer wieder sehr sparsam mit den Ansagen ist, gehen die Stücke beinahe ansatzlos ineinander über, und so wird man gegen Ende des ersten Konzertteils richtiggehend in eine Traumwelt hineingesogen. Die Videoprojektionen tun da ihr übriges, psychedelisch flirrende Wirbel, stürzende Wassermassen und gigantische sich drehende Zahnräder in grellen Farben entführen die Zuschauer in ferne Welten, die sicher nicht zufällig an den PINK FLOYD Kosmos erinnern. Die aufeinanderfolgenden Songs „Hollow Years“, „Constant Motion“ und „As I Am“ werden da zum ganz großen Prog Metal Kino.

Gerade in dieser Phase des Konzerts ist die große Fähigkeit der Band beinahe mit Händen zu greifen: im einen Moment entrückte, sphärische Klänge in die Halle zu zaubern, um im nächsten Moment METALLICA like heavy zu klingen und wenige Minuten später in gigantische Prog Ausflüge zu entgleiten. Dass das Spaß macht sieht man allen Musikern an, besonders Jordan Rudess hat immer wieder ein breites Lächeln auf den Lippen, wenn er seine Keyboards in alle möglichen Richtungen dreht und kippt. Und sogar bei John Petrucci zucken ab und an die Mundwinkel. Nur John Myung läßt sich zu keiner Gefühlsregung hinreißen. Stoisch und hingebungsvoll bearbeitet er seinen Bass. Ganz anders James LaBrie, er ist viel in Bewegung und jagt immer wieder quer über die Bühne.

Erfreulicherweise darf das nervige LaBrie Bashing an diesem Abend in der Schublade bleiben, der Sänger zeigt eine gute Performance. Allerdings nimmt er sich auch die eine oder andere Auszeit, in der er hinter der Bühne verschwindet. Vielleicht ist der Stimme auch die zwanzigminütige Pause nach den ersten neun Songs geschuldet. Ungewohnt ist das dennoch. Mir fallen da spontan andere 3-Stunden-Bands ein, in denen der BOSS lieber umfallen würde, als eine Pause zu machen.

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Sei es drum, um 21.20 Uhr kehren die Musiker zurück auf die Bühne und starten den 2. Act mit „Night Terror“. Irgendwie drängt sich aber der Eindruck auf, als müsse die Band erst wieder warmlaufen und so plätschern „Under A Glass Moon“ und „This Is The Life“ dahin. Aber spätestens beim lange nicht gespielten „Stream Of Consciousness“ und dem gut zwanzigminütigen Longtrack „Octavarium“ sind DREAM THEATER und Publikum dann wieder richtig auf Betriebstemperatur. Zum Abschluss bietet die Band hier noch einmal hochklassigen Prog Genuss.

Danach verlassen DREAM THEATER erneut die Bühne. Diesmal lassen sie sich aber nicht lange bitten und kehren kurz darauf mit „Scene Six: Home“ für den drei Songs umfassenden Zugabenteil zurück. Wir nähern uns der drei-Stunden-Schallmauer als das unverzichtbare „Pull Me Under“ dann doch das endgültige Ende des Konzerts einläutet.

Ich verlasse die Rockhal sehr beeindruckt von einem starken, teilweise spektakulären Auftritt – und habe doch noch meinen Frieden mit der Pause gemacht. (Frank)

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Setlist
1. Metropolis Pt. 1: The Miracle and the Sleeper
2. Act I: Scene Two: I. Overture 1928
3. Act I: Scene Two: II. Strange Déjà Vu
4. The Mirror
5. Panic Attack
6. Barstool Warrior
7. Hollow Years
8. Constant Motion
9. As I Am
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10. Night Terror
11. Under a Glass Moon
12. This Is the Life
13. Vacant
14. Stream of Consciousness
15. Octavarium
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16. Act II: Scene Six: Home
17. Act II: Scene Eight: The Spirit Carries On
18. Pull Me Under

(Fotos: Frank)



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