Alice Cooper + Atomic Rocket Seeders (12.10.2024, Esch/Alzette (Lux))

Nein, es ist noch nicht Halloween – aber ALICE COOPER bittet zur Gruselnacht! Und die Fans in der gut gefüllten Rockhal bekommen, was sie wünschen, eine fantastische Band, viel Rock’n’Roll, eine große Horror-Show mit Verrückten, Morden und Untoten – es ist viel los auf der Bühne.

ATOMIC ROCKET SEEDERS
Zunächst ist jedoch Rätselraten über die Vorband angesagt, denn die Queen Of Metal DORO hatte sich am Vorabend in Leipzig von der Tour verabschiedet.

Den Staffelstab übernehmen die Luxemburger Lokalmatadoren ATOMIC ROCKET SEEDERS, die gleich mit dem Opener „Eternal Ashes“ klarstellen, was in der nächsten halben Stunde zu erwarten ist, purer, harter Rock. Dabei ist dem Trio um Sänger und Gitarrist Thierry Porcedda von der ersten Minute an ihre Freude an diesem Auftritt anzumerken. Und sie überzeugen! Ihre harten, rifflastigen Songs bewegen sich soundmäßig irgendwo zwischen BLACK STONE CHERRY und KAISER FRANZ JOSEF. Sie gönnen sich aber auch den einen oder anderen Prog-Ausflug und wie in „New Age Role Models“ oder „Take Some More“ geschickt eingestreute Growls. Das kommt an beim Publikum und so wird die Band nach sieben Songs sehr wohlwollend verabschiedet. Auch das obligatorische gemeinsame Abschiedsfoto darf da nicht fehlen.

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ALICE COOPER
In der Umbaupause füllt sich die Rockhal merklich, zum Teil sind die Fans sogar in Verkleidung und Zylinder erschienen. Auch auf der neuen Sitzplatztribüne im hinteren Hallenteil sind jetzt keine Lücken mehr zu finden. Und bei mir steigt die Spannung und die Vorfreude auf den Altmeister, aber auch auf seine großartige Band.

Pünktlich um 21.00 Uhr fällt dann der Vorhang zur Show, von ALICE COOPER höchstpersönlich mit gekonntem Säbelhieb zerteilt. Danach dreht die Band erst einmal richtig auf und feuert mit „Welcome To The Show“ gleich zu Konzertbeginn den einzigen Song des aktuellen Albums „Road“ ab, unmittelbar gefolgt von „No More Mr. Nice Guy“ und „I’m Eighteen“ bei dem er, sich selbst nicht allzu ernst nehmend, den Säbel gegen eine Krücke eintauscht. Damit kündigt sich früh an, dass an diesem Abend ein „Best Of“ Feuerwerk zu erwarten ist. Zumal ALICE COOPER entgegen einiger Befürchtungen im Vorfeld sehr gut bei Stimme ist und die Band schon zu diesem Zeitpunkt ihre Spielfreude entfaltet. Ich gebe gerne zu, dass man mich mit drei Gitarren auf einer Bühne sehr leicht begeistert, aber was Ryan Roxie (wie viele Hüte hat der Mann eigentlich?), Tommy Henriksen und die wunderbare Nita Strauss gemeinsam mit Basser Chuck Garric an diesem Abend abliefern ist hörens- und sehenswerte Extraklasse.

Spätestens jedoch, als ein fehlgeleiteter Fotograf über die Bühne irrlichtert und ALICE COOPER aus dem Weg schubst schlägt die Stimmung um, der Knipser wird kurzerhand niedergestochen. Ab jetzt mutiert die Rockshow zum berühmt-berüchtigten Horrortrip. Bei „He’s Back“ gibt sich Michael Myers die Ehre und auch sonst tummeln sich von nun an allerlei dubiose Gestalten auf der Bühne herum und so mancher stirbt den Bühnentod. Auch für die Musiker wird es gefährlich, müssen sie sich doch eines überdimensional herumwankenden Frankensteins erwehren.

Musikalisch ist dieser Konzertteil eine echte Wucht. Die Band hat sichtlich Spaß am Rocken, ein Highlight jagt das nächste. Das großartige Gitarrenduell im „Black Widow Jam“ ist dabei sicherlich neben besagtem „Feed My Frankenstein“ einer der absoluten Höhepunkte des Abends.

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Währenddessen verfällt ALICE COOPER zunehmend dem Wahn, in „Welcome To My Nightmare“ ist das herrlich in seinem Gesicht abzulesen. Und als er in einer Zwangsjacke auf der Bühne erscheint, weiß jeder was die Stunde geschlagen hat. Tochter Calico im barocken Kostüm mit grell geschminktem Gesicht und Augenklappe hat nichts Gutes im Sinn. Am Ende der „Ballad Of Dwight Fry“ hat eine Guillotine ihr schauriges Werk vollbracht und Calico präsentiert den abgetrennten Kopf des Rockervaters. Gerne hätte ich auch sie singen gehört, aber wer seinen Vater einen Kopf kürzer macht, hat da möglicherweise wenige Argumente.

Wieder auferstanden hebt ALICE COOPER in „Elected“ zur pathetischen Rede an und läßt keine Zweifel daran aufkommen, wer eigentlich die beste Wahl zum amerikanischen Präsidenten wäre.

Ansonsten ist Reden nicht die Sache des Mr. Nice Guy. Ohne große Ansagen jagt ein Song den nächsten. Mit der ultimativen Schüler-Hymne „School‘s Out“ geht dann nach gut 90 Minuten und 22(!) Songs ein fulminanter Abend zu Ende.

Einen Satz läßt sich Mr. Cooper zuletzt aber doch noch entlocken „May all your nightmares be horrific…“

Setlist ALICE COOPER

Lock Me Up
Welcome To The Show
No More Mr. Nice Guy
I’m Eighteen
Under My Wheels
Bed of Nails
Billion Dollar Babies
Be My Lover
Lost in America
He’s Back (The Man Behind The Mask)
Hey Stoopid
Drum Solo
Welcome To My Nightmare
Cold Ethyl
Got To Hell
Poison
Feed My Frankenstein
Black Widow Jam
Ballad Of Dwight Fry
I Love The Dead
Elected
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School’s Out

(Frank)

Alice Cooper + Atomic Rocket Seeders (Fotos: Alex)

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