Das Knock Out Festival ist Deutschlands größtes Indoor Metal Fest und findet traditionell kurz vor Weihnachten in Karlsruhe statt. Zum bereits 15ten Mal treten in diesem Jahr sechs Bands in der altehrwürdigen Schwarzwaldhalle an und da ich es aus mir unerfindlichen Gründen bisher nie zum Festival geschafft habe, bin ich sehr gespannt darauf, was sich in meiner ehemaligen Heimat an vorweihnachtlich metallischen Klängen abspielen wird. Auch an diesem Samstag hängen wieder einmal die Sold-Out Schilder an den Eingangstüren der Schwarzwaldhalle, die den 4000 Metal-Fans (der Veranstalter spricht von 4500 Besuchern) mit ihrem Parkettboden, den 50er-Jahre Deckenleuchtern und den langen Vorhängen beinahe eine wohnzimmerartige Retro-Atmosphäre bietet. Erstaunlich viele beileibe nicht nur ältere Kuttenträger sind erschienen. Erfreulicherweise finden offensichtlich auch die jüngeren Generationen wieder Gefallen daran, auf diese Weise ihren Support auszudrücken.
Erste Feststellung nach dem Einlass: perfekt entspannte Organisation! Kein Anstehen an den großen Garderoben, freundliches Personal überall und ein amtlicher Merch-Stand lassen neben dem riesigen Catering-Bereich keine Wünsche offen. Auch die angrenzende Metal-Karaoke-Area für all jene, die sich für mindestens so talentiert wie ihre Vorbilder halten, sorgt ob der gesanglichen Darbietungen regelmäßig für Erheiterung. Auch eine Bilderausstellung des Grafikers Thomas Ewerhard und Infostände von Radio BOB! oder Metality laden zum Verweilen ein. Da haben sich die Knock Out Macher um das Bottom Row Team richtig etwas einfallen lassen und ein großartiges Festival auf die Beine gestellt!
Sogar an die zahlreich erschienenen Fotografen wurde gedacht. Für sie steht ein eigener, kleiner Bereich unmittelbar neben der Bühne zur Verfügung und auch die bestens gelaunten Sicherheitsleute tragen ihren Teil zur exzellenten Stimmung im Graben bei.
AXXIS
Bereits zu Festivalbeginn ist die Halle sehr gut gefüllt. Pünktlich um 17.00 Uhr betritt der Ansager die Bühne, um die erste Band des langen Abends vorzustellen und sich sogleich in launigen Worten über deren erkälteten Sänger Bernhard Weiß lustig zu machen. Das führt (beim AXXIS-unkundigen Teil des Publikums) kurz darauf zu großer Heiterkeit. Als sich nämlich herausstellt, dass Bernhard Weiß selbst es ist, der als Moderator durch den Abend führt.
AXXIS bieten neben einigen Bandklassikern auch „Moonlight Bay“ und „Coming Home“ aus dem gleichnamigen neuen Album. Mit diesem schließt sich für die Band der Kreis, denn nach den letzten Konzerten der aktuellen Tour endet 2025 die 35 jährige AXXIS-Geschichte. Viel Zeit für Wehmut bleibt aber nicht, denn Bernhard Weiß kämpft humorvoll mit und um seine Stimme. Sein Versprechen mit diesem „neuen Sound“ bei KREATOR vorstellig zu werden, sollten die Bedarf anmelden sorgt erneut für viel Gelächter.
Und dann ist einer der letzten Auftritte dieser deutschen Heavy-Heroen zu Ende. Ein toller Opener, der mit gebührendem Applaus vom Publikum verabschiedet wird.
Setlist AXXIS:
Little Look Back
Coming Home
Moonlight Bay
Tales of Glory Island
Touch the Rainbow
Heaven in Black
Living in a World
Kingdom of the Night
Little Look Back
DYNAZTY
Gleich zu Beginn ihres Auftritts gestehen die fünf Schweden große Schwierigkeiten mit der korrekten Aussprache des Stadtnamens zu haben. Das Metal-Volk inklusive Fotograf gibt gerne den erbetenen Sprachunterricht und donnert der Band das in der Region wohlbekannte, langgezogene Kaaarlsruhee entgegen.
Solchermaßen gebrieft legen DYNAZTY ein kurzweiliges Set hin. Der eingängige melodische Power Metal der Schweden macht Spaß. Die Nähe zum Symphonic Metal ist dabei kein Zufall, denn Sänger Nils Molin steht auch bei den bekannten schwedischen Symphonikern AMARANTHE am Mikro. An diesem Abend bleiben daher besonders seine gesangliche Leistung sowie die Songs „Devilry Of Ecstasy“ vom noch nicht erschienen Album „Game Of Faces“ und „The Human Paradox“ bei mir hängen.
Setlist DYNAZTY:
Fortune Favors the Brave
Game of Faces
Natural Born Killer
Waterfall
Devilry of Ecstasy
Presence of Mind
The Human Paradox
Heartless Madness
H.E.A.T.
Mit H.E.A.T. tritt die zweite schwedische Band des Abends an. Ihre voluminöse Aufmachung und der melodische Hard Rock erinnern doch zu sehr an Bands wie EUROPE oder IRON MAIDEN, um als wirklich eigenständig im Gedächtnis zu bleiben. Einzig der Song „Living on the Run“ kann wirklich überzeugen. Bemerkenswert: DYNAZTY-Gitarrist Love Magnusson schiebt eine Doppelschicht, da er kurzerhand für den erkrankten Dave Dalone einspringt.
Setlist H.E.A.T.:
Back to the Rhythm
Rock Your Body
Hollywood
Downtown
One by One
Beg Beg Beg
Living on the Run
GAMMA RAY
Ganz besonders gespannt war ich im Vorfeld auf Kai Hansen und seiner Band GAMMA RAY. Die aufgebaute Marshall-Verstärkerwand lässt so einiges erwarten und ich werde nicht enttäuscht.
Das lässige Auftreten der Band sowie der klassische Heavy Rock Sound, immer wieder garniert mit zweistimmigem Gesang und Gitarrenduellen begeistern durchweg. Eine gewisse Ähnlichkeit zu den HELLOWEEN-Opern ist zum Beispiel während „Land of the Free“ oder „Dethrone Tyranny“ nicht von der Hand zu weisen und auch sicher kein Zufall. Dass es zudem während „Somewhere out in Space“ überraschender Weise das ein oder andere Mal ein wenig nach den herrlichen alten Sounds der Band RAINBOW klingt, tut meiner guten Laune während dieser sehr kurzweiligen Stunde beim besten Willen keinen Abbruch.
Setlist GAMMA RAY:
Land of the Free
Last Before the Storm
Empathy
Master of Confusion
One With the World
Dethrone Tyranny
Rebellion in Dreamland
Somewhere Out in Space
Heaven Can Wait
KISSIN‘ DYNAMITE
Ich war mir bislang nicht sicher, was ich von KISSIN‘ DYNAMITE halten soll. Mir erschien ihr gesamtes Auftreten immer viel zu aufgesetzt, alles zu Over the Top.
Aber verdammt noch mal, ich muß Abbitte leisten! Diese Band liefert von der ersten Sekunde im großen Stil ab! Gerne auch mal hart am Kitsch, wenn Hannes Braun eine Crowdsurfingrunde im Schlauchboot dreht, oder bei „Six Feet Under“ ein halbes Dutzend rote Luftballons von der Decke schweben. Aber damit ziehen sie das Publikum magisch an und am Ende feiert die ganze Halle inklusive der Sitzplatztribüne eine wilde Rockparty zu den bekannten Hits wie „Only the Dead“, „The Devil is a Woman“ oder „Raise Your Glass“. Ein Top Auftritt, der offensichtlich auch der Band große Freude bereitet hat, denn die nimmt sich viel, viel Zeit um sich von den Fans zu verabschieden.
Setlist KINSSIN‘ DYNAMITE:
Back With a Bang
DNA
No One Dies a Virgin
I’ve Got the Fire
My Monster
I Will Be King
Only the Dead
The Devil Is a Woman
Six Feet Under
Not the End of the Road
You're Not Alone
Raise Your Glass
BLIND GUARDIAN
Auch zu später Stunde ist die Halle noch immer vollgepackt, denn es soll mit BLIND GUARDIAN der krönende Abschluss des Abends folgen.
Mit ihrer außergewöhnlichen Bühnenpräsenz ziehen die sechs Musiker das Publikum sofort in ihren Bann. Ihre epischen Songs wie „Imaginations From the Other Side“ oder „Time Stands Still“ erzielen eine ganz eigene hypnotische Wirkung und werden vom Publikum in großen Teilen lautstark mitgesungen. Spätestens aber als die Band Kai Hansen zum Klassiker „Valhalla“ auf die Bühne bittet gibt es in der Schwarzwaldhalle endgültig kein Halten mehr. Ein gigantischer Auftritt des würdigen Headliners. (Frank)
Setlist BLIND GUARDIAN:
Imaginations From the Other Side
Blood of the Elves
Nightfall
Banish From Sanctuary
Violent Shadows
Time Stands Still (At the Iron Hill)
Bright Eyes
Into the Storm
The Bard's Song - In the Forest
Majesty
Lord of the Rings
Valhalla (mit Kai Hansen)
Mirror Mirror
(Fotos: Frank)
Knock Out Festival (Fotos: Frank)








































































































